Höhepunkt der CD: Magdalena Müllerperth als Solistin in Beethovens 5.Klavierkonzert im Mühlacker Uhlandbau.
Bietigheim. Rasant und rhythmisch akzentuiert der Auftakt, schwelgerisch narkotisierend das Folgestück – mit diesem musikalischen Kontrapunkt steigen Peter Wallinger und die von ihm geleitete „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ in ihre neue CD mit Konzert-Ausschnitten „live 2016“ ein.
Denn die ersten beiden Nummern, mit denen die Platte eröffnet, sind der slawische Tanz „Furiant“ (op. 46, Nr.8) von Antonin Dvorák mit seinen temperamentvollen Folklore-Farben (Mitschnitt vom 19. März) sowie das melancholische „Adagietto“ aus Gustav Mahlers 5. Symphonie (Mitschnitt vom 4. Dezember).
Die Viola singt Schubert
Als drittes Stück ist Franz Schuberts „Deutscher Tanz“ Nr. 3 D-Dur (aus D 90) zu hören. Dann folgen als Uraufführung die von Simon Wallinger für Streicher und solistische Viola originell bearbeiteten Lieder aus Franz Schuberts Zyklus „Die Winterreise“ – mit der exzellenten Bratscherin Hiyoli Togawa. Und ebenfalls von Schubert das Streicher-Menuett Nr. 3 d-Moll (aus D 89), in dem der solistische Part bei der Konzertmeisterin Sachiko Kobayashi liegt (Mitschnitte vom 17. Januar).
Das Großereignis der Concerto-Reihe 2016 im Mühlacker Uhlandbau (und im Konzertzentrum Bietigheim-Bissingen), die Wiedergabe von Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur mit der jungen, aus Maulbronn-Schmie stammenden Meisterpianistin Magdalena Müllerperth, ist der zweiten Hälfte der CD-Aufnahme vorbehalten (Mitschnitt vom 4. Dezember). Wobei dieser Teil mit rund 40 Minuten Spieldauer mehr Zeit beansprucht als alle vorausgegangenen Kompositionen zusammen, die deshalb auf der CD wie ein facettenreiches Musikvorspiel wirken.
Geboten werden die Aufnahmen in solider Ton-Qualität. Der außerordentliche Rang der Interpretationen wurde schon seinerzeit in Pressekritiken hervorgehoben – sie sind ausschnittweise im Booklet nachzulesen. Der Reiz des Albums liegt auch im Atmosphären technisch ungeschönter Live-Musik. Mit der CD kann man Musikerlebnisse erinnernd nachvollziehen und beispielsweise die klangschönen Viola-Kantilenen der Togawa oder die von Müllerperth locker über das Klaviermanual gewirbelten Skalen und ihren verträumten „Adagio“-Gesang im Beethoven-Konzert immer wieder neu genießen. Auch der dokumentarische Wert sollte nicht vergessen werden. Diese Jahres-CD ist eine Bereicherung für jede Diskothek.
Eckehard Uhlig