Festgehalten sind auf dieser klanglich einwandfreien Produktion zwei Konzertmitschnitte aus dem Uhlandbau in Mühlacker und dem Bietigheimer Kronenzentrum mit Werken von Mozart, Beethoven, Bruch und Ravel. Was bei diesen Aufnahmen sofort ins Ohr geht, ist die Frische, Impulsivität und Intensität fernab ausgetretener Interpretationspfade, mit denen die Kammersinfonie die Werke angeht. Außerdem die Fähigkeit zu einer durchweg beredten Musizierhaltung, die aber nie eintönig wirkt, da Peter Wallinger der Musik auch genügend Raum für ihre sinnliche Entfaltung lässt.
Nicht zuletzt dokumentieren diese Live-Mitschnitte ein Wesensmerkmal der Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim, das jedes ihrer Konzerte auszeichnet. Ein transparentes Kommunizieren von faszinierender Leichtigkeit und Natürlichkeit innerhalb des Orchesters und im Dialog mit zwei herausragenden Instrumentalsolisten: Ursula Schoch (Violine) und Bernard d’Ascoli (Klavier).
Die in Ludwigsburg geborene und in Sachsenheim aufgewachsene Geigerin Ursula Schoch, in Amsterdam Konzertmeisterin im Concertgebouw-Orchester, füllt den melodischen Reichtum und die weit gespannten Kantilenen in Max Bruchs Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26 mit immenser Spannung, Leidenschaft und großartiger Gestaltungskraft, Phrasierung, Artikulation und ihr Repertoire an klanglichen Abstufungen sind vom Feinsten. Zudem spiele Schoch mit einer Feinfühligkeit, Dank derer sich einzelne Klänge und melodische Phrasen mitunter zu großer Räumlichkeit weiten.
Den Hut ziehen muss man auch vor der jeden einzelnen Ton beleuchtenden Anschlagskultur des blinden französischen Pianisten Benard d’Ascoli in Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37. Sein technisch überlegenes Spiel wirkt gleichermaßen durchdacht wie spontan und nimmt sich auch die Zeit zum genüsslichen Auskosten des Augenblicks. Bestaunenswert sind die schwungvolle Eleganz und die rhythmische Elastizität, mit der die Süddeutsche Kammersinfonie musiziert.
Eine auf der ganzen Linie bestechende Beethoven-Lesart gelingt Peler Wallinger mit einer natürlich atmenden Interpretation der pittoresken Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“, in der scharf nachgezeichnete Stimmverläufe den jeweiligen Spannungsbogen nie abreißen lassen. Entspannt, aber keineswegs spannungsarm schließlich die Wiedergabe von Ravels Suite „Le Tombeau de Couperin“.
Maurice Ravels erlesene Melodik und seine exotische, unglaublich sinnliche instrumentale Koloristik: entwickeln in dem von mannigfaltigen klangfarblichen Reizen geprägten Spiel der Kammersinfonie einen unwiderstehlichen Sog. Schon allein deswegen lohnt sich ein Kauf dieser Doppel-CD, bei der nicht nur die Fans der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim die Ohren spitzen dürften.
Christof Jentzschke