09.07.2022, Ludwigsburger Kreiszeitung

Ein skandinavischer Bogen

Die Geigerin Ursula Schoch spielt als Solistin mit der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim

Die Geigerin Ursula Schoch spielt als Solistin mit der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim; Foto privat

BIETIGHEIM/LIENZINGEN. Die „Sommerliche Serenade” ist einer der fünf Fixbausteine im Konzertkalenderjahr der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim (SKB). Traditionell wird das von Peter Wallinger einstudierte Programm zweimal gegeben: Am Sonntag (10. Juli) erklingen die „Nordischen Impressionen” zunächst um 11 Uhr in der Lienzinger Frauenkirche, um 19 Uhr dann in der Pauluskirche in Bietigheim-Buch. Genau dort hatte die SKB 1984 ihren ersten Auftritt und genau dort hat auch Peter Wallinger erstmals von Ursula Schoch gehört. Die 1971 in Ludwigsburg geborene Violinistin kam früh mit ihrem Instrument in Kontakt: Ermutigt durch eine Patentante, erhielt Schoch mit vier Jahren ersten Geigenunterricht an der Bietigheimer Musikschule. Zwei Jahre später konnte sie bereits mit Zoltan Piroska, ihrem dortigen Lehrer, Bachs Doppelkonzert spielen, Im Alter von acht Jahren nimmt Schoch erstmals an „Jugend musiziert“ teil – mehrfach wird sie sich später auf Bundesebene durchsetzen.
Als Wallinger sie mit einem Musikschulensemble in der Pauluskirche erlebt, lädt er Schoch sogleich ein, in dem Streichquartett
mitzuwirken, das er als Musiklehrer am Ellental-Gymnasium betreut. Der Beginn einer bis heute andauernden Zusammenarbeit, Schoch spricht von einer „engen künstlerischen Bindung“, die längst auch Züge einer Freundschaft angenommen hat, „Peter Wallinger weiß sehr viel über Musik, ich habe viel von ihm gelernt”, sagt Schoch, die an der Musikhochschule Köln Violine bei Saschko Gawriloff und Kammermusik beim Alban Berg Streichquartett studiert hat und nach zwei Jahren bei den Berliner Philharmonikern seit der Saison 2000/01 als Konzertmeisterin am Koninklijk Concertgebouworkest in Amsterdam wirkt. Ebenso wie ihr Mann Tjeerd Top, der gerade am Steuer sitzt, während Schoch die lange Autofahrt von der Grachtenstadt nach Bietigheim für ein Telefonat nutzt.

Weiches, obertonreiches Timbre

Unzählige Male hat Schoch bereits mit Wallinger und der SKB zusammengearbeitet, oft auch bei den von ihm initiierten Konzertreihen „Musikalischer Sommer” in Lienzingen und „Mühlacker Concerto” Blättert man durch die Programme der vergangenen 20 Jahre, stellt man fest, dass wohl kein Solist, keine Solistin häufiger mit der SKB zusammengearbeitet hat als die in Sachsenheim aufgewachsene Musikerin Das geschieht bereits im Vorfeld auf Augenhöhe: Auch an der Zusammenstellung der aktuellen Sommerserenade hatte Schoch maßgeblich Anteil. Die von ihr vorgeschlagenen zwei Humoresken (Op. 89) von Jean Sibelius wurden für Wallinger zum Ausgangspunkt eines skandinavischen Programmbogens: Max Bruchs Serenade auf schwedische Volksmelodien trifft auf Edvard Griegs Suite „Aus Holbergs Zeit“ (Op. 40). Dazu das „Vater unser“ von Arvo Pärt in einer Bearbeitung für Solo-Gello und Orchester, hier wird Chihiro Saito als Solistin zu hören sein.

Die Romanze in G-Dur für Solo-Violine und Orchester des Norwegers Johan Svendsen wiederum habe sie eingebracht, so Schoch: „Das ist ein sehr schönes, eingängiges Geigenstück Die Humoresken sind doch recht sphärisch, nicht so melodisch – da wollte ich die Svendsen-Romanze als Ausgleich: Die geht ganz gut ins Ohr.” Gleichwohl seien die Humoresken in ihrem spieltechnischen Anspruch nicht zu unterschätzen, insbesondere was die Bogenführung angeht, um Feinstofflichkeit und Farbigkeit zu erzeugen. Erklingen wird dies auf der Guadagnini-Geige, die ihr Vater ihr einst geschenkt hat: „Sie hat einen sehr warmen Klang in der Tiefe, den ich sehr liebe”, schwärmt Schoch vom weichen, obertonreichen Timbre ihres Instruments, Dass sie in der Region aufgewachsen ist, schwingt auch nach zwei Jahrzehnten Amsterdam immer noch manchmal mit. Neben Peter Wallinger wird auch sein Sohn Simon Wallinger, der beim diesjährigen Frühjahrskonzert sein Debüt am Pult der SKB gab, wieder Teile des Dirigats übernehmen

INFO: Die „Sommerliche Serenade” der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim findet am Sonntag, 10. Juli, um 19 Uhr in der Pauluskirche in Bietigheim, sowie um 11 Uhr beim Festival „Musikalischer Sommer” in der Frauenkirche in Lienzingen statt.

Weitere Infos unter www.sueddeutsche-kammersinfonie.de

Autor: Harry Schmidt



06.03.2017, Mühlacker Tagblatt

Klassik-Star spielt im Uhlandbau

„MühlackerConcerto“: Der Klarinettist Sebastian Manz tritt mit der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim auf

Peter Wallinger hat Sebastian Manz schon mehrfach für Konzerte in der Region gewinnen können. Hier ist der Klarinettist im Sommer 2015 bei einem Auftritt im Rahmen der Reihe „Musikalischer Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche zu sehen. Foto: Fotomoment

„Konzertanter Bühnenzauber“ lautet die Überschrift des Frühjahrskonzerts in der Reihe „Mühlacker Concerto“, und magische Töne verspricht am Samstag, 11. März, ab 20 Uhr auch der Solist Sebastian Manz. Mit dem Klarinettisten hat Dirigent Peter Wallinger erneut einen der ganz Großen seiner Zunft in den Uhlandbau nach Mühlacker gelockt.

Mühlacker (cb/pm). Die Medien feiern Sebastian Manz als einen Musiker, „der Melodien und Töne mit einer Beweglichkeit in Farbe und Nuancen vor sich her schiebt, als wären es Bälle, die es galant zu jonglieren gilt“ (SZ). Seine „überwältigende Musizierlust verbindet sich mit technischer Perfektion“ (WAZ). Zweimal wurde Manz mit dem „Echo Klassik“ ausgezeichnet, und seinen Durchbruch bedeutete der Gewinn des zuvor in der Kategorie Klarinette 40 Jahre nicht vergebenen Ersten Preises beim Musikwettbewerb der ARD.

Wie ist es dem Initiator der Reihe „Mühlacker Concerto“, Peter Wallinger, nun zum wiederholten Mal gelungen, einen solchen Star für seine Veranstaltungen zu gewinnen? „Sebastian Manz ,entdeckte‘ ich 2010, nachdem er als erst 24-Jähriger die Soloklarinetten-Stelle im Radiosymphonieorchester Stuttgart antrat“, erzählt der Dirigent der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim. „Als ich ihn ansprach – durch Orchesterkollegen, die auch in der Kammersinfonie spielen, wusste er ein bisschen etwas von uns – war für uns beide verlockend, das Klarinettenkonzert von Jean Françaix in Angriff zu nehmen.“ Dieses gelte als äußerst anspruchsvoll und werde deshalb sehr selten aufgeführt. „Im Dezember 2011 gelang uns die außerordentliche Herausforderung in zwei Konzerten. Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim war hochmotiviert“, blickt Peter Wallinger zurück und erinnert sich an große Sympathie auf beiden Seiten. Folglich wurden Pläne für weitere gemeinsame Projekte geschmiedet und in die Tat umgesetzt. Auf die erfolgreichen Konzerte des Jahres 2015 habe nun unbedingt das traumhaft schöne Mozart-Konzert KV 622 folgen müssen. Dieses steht am nächsten Samstag beim Konzert der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger ebenso auf dem Programm wie die Sinfonie Nummer 6 D-Dur „Le Matin“ von Joseph Haydn und die Suite „Pulcinella“ von Igor Strawinsky.

Bereits in der Vergangenheit hat Peter Wallinger für die Konzerte im Uhlandbau wie auch für jene des „Musikalischen Sommers“ in der Lienzinger Frauenkirche herausragende Interpreten gewinnen können. Ein Lockmittel für diese sei generell die Risikobereitschaft, gemeinsam mit Orchester und Dirigent anspruchsvolle Solo-Konzerte in Angriff zu nehmen und sich mit diesen intensiv auseinanderzusetzen. Der Enthusiasmus des Orchesters über die Professionalität hinaus sei ein Pfund, mit dem er wuchern könne, denn die Musiker leisteten weit mehr, als nur zu begleiten.

Spielfreude zeichne auch Sebastian Manz aus, schwärmt Peter Wallinger von dem Solisten, einem Enkel des legendären russischen Geigers Boris Goldstein, der als Sohn einer Pianistin und eines Pianisten 1986 in Hannover geboren wurde. Mit sechs Jahren sang er im Knabenchor, versuchte sich dann am Klavier, das er sehr gut beherrschte, konzentrierte sich aber bald auf die Klarinette, die ihn seit dem Anhören von Benny Goodmans Aufnahme des Es-Dur-Konzerts von Carl Maria von Weber faszinierte. Keine Geringeren als Sabine Meyer und Rainer Wehle zählen zu Manz’ wichtigsten Förderern.

Eine Konzerteinführung wird um 19.15 Uhr angeboten. Vorverkaufsstellen sind Buch-Elser, das Kartenbüro Pforzheim in den Schmuckwelten und das Sekretariat „MühlackerConcerto“, Telefon 07043/958393, E-Mail susanne@boekenheide.net. Weitere Informationen zur Reihe gibt es unter www.muehlacker-klassik.de/konzerte/uhlandbau im Internet.