13.01.2009, Ludwigsburger Zeitung

Haydn zum Geburtstag

25 Jahre Süddeutsche Kammersinfonie – musikalischer Auftakt

Im Ellental-Gymnasium steht die Wiege der Süddeutschen Kammersinfonie. Vor 25 Jahren probte der Musiklehrer Wallinger die ersten Stücke mit seinen Schülern. Das tut er im Prinzip noch immer. Nur sind die Schüler von damals inzwischen international gefragte Konzertmeister und Peter Wallinger ein renommierter Dirigent. Mit Stücken von Haydn gehen die Musiker in ihr Jubiläumsjahr.

Sie wollen vertraute Musik neu erlebbar machen. Unter diesem Motto ist die Kammermsuik bereits seit 25 Jahren unterwegs. Und das tun die Musiker auch in ihrem Jubiläumsjahr. Auftakt ist am kommenden Wochenende. Am Samstag spielen sie in Murr und am Sonntag um 17 Uhr in der Alten Kelter in Bietigheim. Das Programm soll eine Hommage an Joseph Haydn sein. Solisitin ist Chihiro Saito am Violoncello. Im Februar geht es weiter mit „Facetten der Romantik“ und Werken von Wagner, Brahms oder Tschaikowsky. Im April stehen dann zwei große Festkonzerte in Bietigheim und Mühlacker auf dem Programm. Anschließend sind in Sachsenheim und in der Lienzinger Frauenkirche sommerliche Serenadenkonzerte mit Solisten aus dem Orchester geplant.

Ein Herz für Kinder heißt es im November. Auch in diesem Jahr werden Schülerkonzerte in der Alten Kelter in Bietigheim gespielt. Für den Nachwuchs gibt es dabei aufbereitete Informationen zum Stück und den verwendeten Instrumenten. Im Dezember wird das Jubeljahr mit „Nordischen Impressionen“ und Werken von Sibelius, Mendelssohn oder Grieg beschlossen.

Ein besonderes Schulorchester mit besonders begabten Schülern wollte Peter Wallinger vor 25 Jahren ins Leben rufen. Damals firmierten die Musiker noch unter dem Namen Bietigheimer Kammersinfonie. Zum Ellental-Gymnasium gibt es noch immer gute Beziehungen, doch die Grundlage legten die „Jungen“ von damals. Sie haben den Erfolg des Orchesters begründet und sind heute teilweise international renomierte Musiker.

Der Mann, der das alles zusammenhält, ist Peter Wallinger – Initiator, künstlerischer Leiter und Organisator der Kammersinfonie. Projektbezogen kommen die rund 40 Musiker bis zu fünfmal im Jahr zusammen und erarbeiten gemeinsam die Stücke. Seit drei Jahren lässt Peter Wallinger sein Lehramt in Bietigheim ruhen. Inzwischen dirigiert er auch das Rundfunkorchester Bukarest, die Staatliche Philharmonie Moldawiens oder das Südwestdeutsche Kammerorchester im benachbarten Pforzheim.

Andreas Feilhauer



14.01.2009, Bietigheimer Zeitung

Musikalischer Botschafter der Stadt

Seit 25 Jahren präsentiert die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim anspruchsvolle klassische Musik unter Leitung von Peter Wallinger

In „dreierlei Hinsicht“, so Peter Wallinger (58), hätte es 1984 eine „günstige Konstellation“ zur Gründung eines sinfonischen Orchesters gegeben: Der Musiklehrer, der neben Schulmusik auch Mathematik und Musikwissenschaft studiert hat sowie die Ausbildung zum Kapellmeister absolvierte, traf im Ellental-Gymnasium auf viele junge, hochbegabte Musiker.

Im von ihm geleiteten Schulorchester spielten Musiker wie Lukas Friederich oder Ursula Schoch, die heute eine Karriere beim SWR-Sinfonieorchester oder im Amsterdamer Concertgebouw-Orchester verzeichnen können. „Als die jungen Leute aus der Schule entlassen wurden, wollten sie unbedingt in Bietigheim weiterspielen nach der tollen Erfahrung im Schulorchester“, erzählt der inzwischen auf eigenen Wunsch aus dem Schuldienst beurlaubte Wallinger. „Extrem viele Hochbegabungen gab es 1984 im Städtle, das war ein Glücksfall“, so der Kapellmeister. Der zweite Glücksfall war die Zusammenarbeit mit der Stadt Bietigheim-Bissingen.

Der damalige Oberbürgermeister Manfred List und sein Kulturamtsleiter Heinz Steidle waren der Gründung eines Orchesters im Namen der Stadt nicht abgeneigt. „Es war schon ein großes Wagnis, das Kammerorchester zu gründen“, erinnert sich Manfred List an die Zeit vor 25 Jahren. „Ob daraus eine Erfolgsgeschichte wurde, das kann ich mit einem klaren Ja beantworten“, so der OB im Ruhestand.

Die Stadt unterstützt bis heute das Orchester, indem sie zwei Konzerte bezahlt. Ansonsten ist die Kammersinfonie finanziell unabhängig, finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen ihres Fördervereins und Konzerten. Sponsoren wie die Stiftung Kultur der Kreissparkasse Ludwigsburg, die Bietigheimer Industrievereinigung, die Firma Hofmeister, die Stadtwerke oder andere Firmen unterstützen bei Konzerten. Durch die Kreissparkasse wurde es auch möglich, dass es eine kostenlose Jubiläumsbroschüre geben wird.

„In Bietigheim ist man sehr musikbegeistert und ließ sich immer wieder auf unsere Programme ein, die auch oft unbekannte Literatur beinhalteten“, sagt Wallinger. Die Resonanz in der Bevölkerung ist so groß, dass viele Konzerte im Kronenzentrum oder der Kelter schnell ausverkauft sind. Auch die Nachfrage für die Schülerkonzerte einmal pro Jahr für die Erst- bis Fünftklässler ist „bombastisch“, so Wallinger. „Die Kammersinfonie ist zweifelsohne zu einem kulturellen Markenzeichen für unsere Stadt geworden“, resümiert Manfred List.

Peter Wallinger sieht sein Orchester als Botschafter der Stadt, wobei er sich wünscht, dass diese Funktion in Form von mehr Konzerten außerhalb der Stadt noch gesteigert werden könnte. „Wir könnten den guten Ruf unserer Stadt mit Musik in die Welt hinaustragen“, sagt der Leiter der Kammersinfonie. Doch die dafür notwendige Organisation wächst ihm über den Kopf. Damit in Zusammenhang steht auch sein Wunsch für die Zukunft des Orchesters. „Ich wünsche mir die Unterstützung der Stadt in Form von einer Anstellung eines Orchester-Managers“, so Wallinger. Bisher bewältigte der Dirigent mit Hilfe der Vorsitzenden des Fördervereins, Hannelore Burgmann, sowohl die künstlerische als auch die organisatorische Leitung. Vor allem im Aquirieren von Konzerten sieht er ein verbesserungsfähiges Defizit. Dies bescheinigte ihm auch eine Studie des Instituts für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Im musikalischen Bereich könne das Orchester mit seinen 40 Musikern aber nicht besser und professioneller arbeiten, ist Wallingers Einschätzung.

Gabriele Szczegulski



13.02.2009, Pforzheimer Zeitung

Musizierfreude bewahren

Als Peter Wallinger vor 25 Jahren die Sueddeutsche Kammersinfonie Bietigheim gründete, hätte er sich die Erfolgsgeschichte des Ensembles wohl kaum träumen lassen. Aus dem Orchester aus jungen Musikstudenten ist inzwischen ein fast ausschließlich aus Profimusikern bestehendes Projektorchester geworden, das in der Region sehr präsent ist. Neben Ihren Konzerten in Bietigheim-Bissingen ist das Ensemble regelmäßig beim Musikalischen Sommer in Lienzingen und wie am heutigen Samstag im Uhlandbau in Mühlacker zu erleben.

Der künstlerische Leiter der sueddeutschen kammersinfonie ist stolz darauf, dass die Fluktuation innerhalb des Orchesters gering sei: „Unsere Solobratschistin, die lange auch Solobratschistin in Stuttgart und Frankfurt war, spielt heute in keinem Orchester mehr fest“, erläutert er. Sie käme extra für die fünf jährlichen Projekte aus Antwerpen zur Kammersinfonie. Zudem hätte sich das „Lotus String Quartett“, durch seine Auftritte in der Musikgalerie Voss in der Region bestens bekannt, dem Ensemble fest angeschlossen. „Trotz der internationalen Tourneeverpflichtungen des Streichquartetts“, so Wallinger, stünden die Musiker für die Projekte der Kammersinfonie immer zur Verfügung. Nach Wallingers Meinung ist dies ein Beweis, dass die lebendige und nicht „bürokratisierte“ Form des Orchesterspiels, das er mit seinem Orchester anstrebe, auf seine Musiker eine besondere Anziehungskraft habe. „Wir bekommen viele Konzertanfragen von außerhalb“, sagt Wallinger. Er wähle aber genau aus, um nicht zu viele Termine anzunehmen und so die immer wieder gelobte Spielfreude des Orchesters erhalten zu können. Aber auch bei Solistenverpflichtungen hat Wallinger ein gutes Händchen. Die langjährige Verbindung zur Geigerin Ursula Schoch, die Konzertmeisterin des Amsterdamer Concertgebouw Orchester ist, werde weiter fortgesetzt. Zudem hat der Chefdirigent unbekannte hochklassige Solisten wie den Hornisten Andrew Joy und den Harfenisten Xavier de Maistre in die Region gebracht. „Natürlich schaue ich auch, bekannte Namen zu verpflichten, wenn sie musikalisch zu und passen“, sagt Wallinger. Ein Beispiel ist der renommierte Bariton und ARD-Wettbewerbssieger Konrad Jarnot. „Wir haben aber auch schon mit Bernd Glemser zusammengespielt“, ergänzt Wallinger.

Die Finanzkrise ist aber nicht spurlos an der Kammersinfonie, die von der Stadt Bietigheim Geld für Konzerte bekommt, vorbeigegangen: Aus dem Bereich der „Automobilindustrie gab es zwar noch keine Zusagenstornierungen“, doch sei die finanzielle Zurückhaltung spürbar. Augenblicklich stehe man mit Bietigheim-Bissingen in Verhandlungen, um zumindest mehr Geld für eine neue Organisationsstruktur zu bekommen.

Thomas Weiss



14.02.2009, Mühlacker Tagblatt

Spielfreudig und offen für Neues

Für einen Rückblick hat Peter Wallinger eigentlich gar keine Zeit. Zu sehr beschäftigt ihn die anstehende musikalische Herausforderung, die ständig neue Beschäftigung mit der Musik, die er auf seinem Instrument, dem Orchester, spielt. „Sprechend interpretieren“ will er die Werke – gene auch solche unbekannter Komponisten – und hat so eine eigene Klangsprache entwickelt. Dass diese in der Region offenbar verstanden wird, davon legt der Erfolg des „Musikalischen Sommers“ Zeugnis ab, jeden Konzertreihe, die der Dirigent und Musikpädagoge aus Zaisersweiher ins Leben gerufen hat. Mit der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim hat er einen Klangkörper geformt, der in der Frauenkirche Lienzingen, aber auch überregional auf sich aufmerksam gemacht hat. 2009 feiert das Ensemble, das aus einer Gruppe besonders begabter junger Musiker aus dem Raum Stuttgart heranwuchs, sein 25-jähriges Bestehen.

Am Anfang standen Idealismus und auch Wagemut. Von beidem brachte Peter Wallinger das nötige Maß auf, um das kleine, aber feine Orchester zu gründen. „Der Impuls kam von Ehemaligen des Bietigheimer Ellental-Schulorchesters, die in den 80er Jahren in relativ großer Zahl Musik studierten und zu zwei bis drei Projekten im Jahr zusammenkommen wollten“, erinnert sich der Musiker. Damals wie heute werde kompakt und konzentriert geprobt, das Ergebnis dann in Konzerten präsentiert. Statt der ursprünglich 25 Mitglieder zähle die Kammersinfonie heute bis zu 40 Instrumentalisten aus rund einem Dutzend Nationen, doch könne sich keiner verstecken: Gefordert sei jeder Einzelne, um dem Ideal von einem transparenten Klangbild nahe zu kommen.

Doch der Dirigent studiert nicht nur die Noten, die er den Instrumentalisten jeweils zwei Wochen vor Probenbeginn exakt bezeichnet zukommen lässt, sonden auch der Terminkalender. Mindestens ein Jahr im Voraus stehe die Planung der Konzerte, sagt Wallinger. So sei es möglich, die Fluktuation im Orchester gering zu halten und die Musiker – auch solche, die in Top-Orchestern tätig seien – könnten sich rechtzeitig freistellen lassen. Die Bläsergruppe sei seit Jahren stabil und bestens aufeinander eingespielt, und bei den Streichern bildeten etwas drei Viertel der Gruppe einen festen Stamm. „Eine Cellistin ist seit 20 Jahren dabei“, erzählt Peter Wallinger, die Geigerin Susanne Crawford, ehemals Konzertmeisterin im Ellentalorchester, sei von Anfang an mit von der Partie. Auch regional sei das Orchester verwurzelt, so komme der erste Cellist Bernhard Lörcher aus Maulbronn, der erste Fagottist Frank Lehmann aus Vaihingen. Weitere Mitspieler wohnten in Ensingen, Sachsenheim und Pforzheim. Allen gemeinsam sei die Spielfreude, die sie zu den mittlerweile fünf bis sechs Projekten pro Jahr mitbrächten. „Das ist das richtige Maß, um keinerlei eingefahrene Routine aufkommen zu lassen, die Motivation zu wahren und gleichzeitig ein gut eingespieltes Ensemble zu bleiben“, sagt der Dirigent.

Vom Ergebnis seiner Arbeit konnten sich die Besucher des „Musikalischen Sommers“ in der Frauenkirche und seit kurzem auch in der Reihe „Mühlacker Concerto“ im Uhlandbau überzeugen. „Wir hatten immer wieder Einladungen, zum Beispiel nach Genf, Stuttgart, zu den Klosterkonzerten und zu Produktionen des SWR“, beschreibt Wallinger den Aktionsradius des Orchesters. Bisher habe er sich weniger auf überregionale Publicity konzentrieren wollen. Den Auftritt bei Festivals sehe er als einen nächsten Schritt. Doch dafür gelte es das Orchestermanagement noch zu verbessern. „Mit Glück, dass heißt mit Geldern, schaffen wir es hoffentlich, einen qualifizierte Kraft einzustellen“, blickt der Dirigent voraus. Hören lassen, und das hätten bekannte Solisten bestätigt, könne sich die Kammersinfonie durchaus auch auf überregionaler Bühne. Dass sich das Orchester seinen guten Ruf zu Recht erworben hat, will es im Jubiläumsjahr gleich mehrfach beweisen.

Ein erstes Konzert findet heute um 20 Uhr im Mühlacker Uhlandbau statt. Unter dem Motto „Facetten der Romantik“ spielt die Kammersinfonie unter der Leitung von Peter Wallinger das „Siegfried-Idyll“ und das Vorspiel zum dritten Aufzug aus den „Meistersingern von Nürnberg“ von Richard Wagner, die Serenade A-Dur opus 16 von Johannes Brahms und die Rokoko-Variationen opus 33 für Violoncello solo und Orchester von Peter Tschaikowsky. Solist die der französische Cellist Francis Gouton.

Druckfrisch wird den Konzertbesuchern die Jubiläumsbroschüre „25 Jahre Kammersinfonie“ präsentiert. Erstmals vorgestellt wird auch die aktuelle Doppel-CD des Orchesters.

Carolin Becker



02.04.2009, Bietigheimer Zeitung

Ein gemachtes Bett

Ursula Schoch immer wieder Solistin bei der Kammersinfonie Bietigheim

25-jähriges Bestehen der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim wird in diesem Jahr gefeiert. Ursula Schoch arbeitete schon vor der Gründung des Orchesters mit dessen Leiter Peter Wallinger.

Wie lange sie in einem von Peter Wallinger geführten Orchester mitspielt, weiß sie nicht. „Mehr als 25 Jahre sind es auf jeden Fall“, sagt die 38-jährige Ursula Schoch. „Das Gymnasium im Ellental war unter Musiklehrer Wallinger so was wie eine Kaderschmiede für Musiker“, erinnert sich die Sachsenheimerin, die heute zweite Konzertmeisterin im Amsterdamer Concertgebouw-Orchester ist. „Das Schulorchester unter Peter Wallinger hat mir die Schulzeit gerettet“, so die Geigerin.

Schon damals war die Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die die Liebe zur klassischen Musik teilten, wichtig für ihre Entwicklung. „Das Schulorchester war wie eine Insel, denn die Klassenkameraden konnten unser Hobby nicht verstehen“, sagt sie. Die Arbeit wurde später in der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim fortgeführt. Auch als Ursula Schoch in Trossingen ihr Vorstudium und später in Köln ihr Geigenstudium absolvierte – der Kammersinfonie und Peter Wallinger bleibt sie bis heute treu. Gründe, dass sie die Reise aus Amsterdam, „wo ich mich wirklich heimisch fühle“, so oft antritt, sind das Heimweh, aber auch das „hohe Niveau der Kammersinfonie und dass ich solistisch spielen kann“. Sie ist ein Teamplayer, am liebsten spielt sie im Orchester, ergreift aber gerne die Möglichkeit, unter Wallinger Soli zu gestalten. „Die Kammersinfonie ist wie ein gemachtes Bett für mich“, sagt sie. Nach so vielen Jahren, meint sie, da weiß man, was man aneinander hat.

Am Freitag, 3. April, 20.00 Uhr, spielt sie beim Jubiläumskonzert im Kronenzentrum Mozarts Violinkonzert D-Dur, KV 218. Ihre Idee der Umsetzung ist die einer leichten, spritzigen Fassung, so versteht sie „ihren“ Mozart. Ursula Schochs Art des Violinspiels ist ein gesanglich klarer, melodieverbundener Klang mit hohem Wiedererkennungswert. Schöner Nebeneffekt ihrer Zusammenarbeit mit Peter Wallinger ist auch, dass sie ihre Eltern, die in Sachsenheim leben, und andere Freunde oft sieht.

Neben dem Mozart-Werk führt die Kammersinfonie das 1989 im Auftrag der Stadt Bietigheim von Hans-Georg Pflüger komponierte Werk „Strahlende Pforte“ auf. Im Jahr des zehnten Todestages unterstützt die Stadt diese Aufführung, die eine fast doppelte Besetzung erfordert, finanziell. Das ermöglicht dem Orchester auch die Aufführung einer Schumann-Sinfonie, für die eine ähnliche Besetzung erforderlich ist.

Die Stuttgarter Philharmoniker brachten „Die strahlende Pforte“ 1989 im Kronenzentrum zur Uraufführung, erzählt Flötistin Christina Dollinger, die auch die Einführung vor dem Konzert um 19.45 Uhr macht. Auch sie wurde von Wallinger während ihrer Schulzeit im Ellental-Gymnasium rekrutiert. Das Werk, das zwar atonal komponiert wurde, ist dennoch publikumswirksam. Dies erreicht die Komposition durch ein Erkennungsmotiv und Überraschungseffekte. Trotz mancher schräger Töne und Dissonanzen klingt das Werk klar. Gigantisch viele Streicher und Bläser agieren fast solistisch in Blöcken. „Was Peter Wallinger da wieder auf die Füße stellt, ist einfach großartig“, sagen Schoch und Dollinger unisono.

Gabriele Szczegulski



Vorbericht: 03.04.2009, Ludwigsburger Kreiszeitung

Mozart und Pflüger zum Jubiläum

Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim besteht seit 25 Jahren – und hat neue Pläne

Was als Studentenorchester begann, hat sich zu einem festen, hochwertigen Bestandteil der Kultur Baden-Württembergs entwickelt. Das Ziel der Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim, neue Musik vertrauter und vertraute Musik neu erlebbar zu machen, ist voll und ganz aufgegangen. Mit einem strahlenden Festprogramm feiern die Musiker gemeinsam mit dem Konzertpublikum ihr Jubiläum.

Begonnen hat alles mit einer Handvoll Studenten sowie guten Amateuren um Dirigent Peter Wallinger. Heute kann er mit Stolz zurückblicken: „Ja, das hat sich gemausert.“ Denn 25 Jahre später ist die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim weit über Bietigheim-Bissingen hinaus ein fester Begriff. „Die Vision war schon da, ein wirklich Profiorchester zu kreieren“, erinnert sich Wallinger. Dass sich dieser Traum erfüllt, war die große Hoffnung, und mit seinen vitalen Interpretationen hat sich das Orchester inzwischen einen außergewöhnlichen Ruf erworben. Bei der Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim handelt es sich um ein Projektorchester. Nur fünfmal im Jahr kommen die Instrumentalisten zu Proben und Auftritten zusammen. Was ein Manko sein könnte, wird hier zu Tugend: „Bei uns geht es gleich vom ersten Moment an zur Sache“, beschreibt Wallinger die Probensituation. Lediglich drei Proben sind vor einem Konzert angesetzt, da ist von jedem Einzelnen höchste Konzentration gefordert.

Vor allem, wenn – wie im Festkonzert – Modernes erklingt. Anlässlich des zehnten Todestags des Bietigheimer Komponisten Hans Georg Pflüger steht auf dem Konzertprogramm sein Werk „Strahlende Pforte“, eine Auftragskomposition der Stadt Bietigheim-Bissingen aus dem Jahr 1989. Der Titel verweist auf die strahlenden Klangfelder der Blechbläser: „Es sind überraschende Sachen drin. Es ist frei atonal gehalten und besteht aus dissonanten Klängen“, sagt Flötistin Christina Döllinger, und Peter Wallinger ergänzt: „Es ist sehr unorthodox zu spielen. Jeder ist gefordert.“ Ob Halbtonchromatik oder musikalische Cluster, der Komponist Hans Georg Pflüger hat die modernen musikalischen Techniken voll ausgeschöpft.

Das Stück macht neugierig. Die Kombination aus klassischem und modernen Repertoire an einem Konzertabend ist ebenfalls ein Markenzeichen der Süddeutschen Kammersinfonie: Neben dem Pflüger-Stück werden ein Violinkonzert Mozarts mit Ursula Schoch – der aus Sachsenheim stammenden und in der Kammersinfonie „groß“ gewordenen Konzertmeisterin des Amsterdamer Concertgebouw als Solistin – und Schumanns vierte Sinfonie erklingen.

Dirigent Peter Wallinger ist ein Mensch, der lieber in die Zukunft schaut, als Bilanz zu ziehen: „Ich wünsche mir eigentlich nur eine stete Entwicklung nach vorne“, so beschreibt er seine Hoffnung für die nächsten 25 Jahre der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim. Die großen romantischen Sinfonien sollen erarbeitet werden, zum Beispiel Mendelssohns Sinfonie Nummer drei, die sogenannte schottische Sinfonie. Dafür werden allerdings im Orchester, zusätzlich zu den regulären 35 Musikern, weiter 5 bis 15 Mitspieler gebraucht. Auch wenn diese kein allzu hohes Honorar verlangen, so summiert es sich doch. Daher ist man in Verhandlungen mit der Stadt Bietigheim-Bissingen – und Wallinger ist optimistisch, dass die Gespräche ein glückliches Ende nehmen.

Helga Spannhake