Die Violinistin Ursula Schoch tritt mit der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim bei der „Sommerlichen Serenade“ in der Frauenkirche Lienzingen auf. Die Musikerinnen und Musiker begeistern ihr Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm mit Werken aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

LIENZINGEN. „Sommerliche Serenade“ lautete der Titel des Konzerts in der Lienzinger Frauenkirche. Viele Musikfreunde fühlten sich offenbar angesprochen und füllten die Reihen fast bis auf den letzten Platz. Ein Anreiz zu kommen war sicherlich der Auftritt der Violinistin Ursula Schoch.
Es gastierte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim, diesmal in eher kleiner Besetzung mit Violinen, Violen, Celli und Kontrabass. Doch die 16 Musiker und Musikerinnen spielten beherzt auf und folgten dem anspruchsvollen und herausforderndem Dirigat von Peter Wallinger, dem Gründer des Orchesters. Rundum harmonischer Streicherklang erfüllte die Erwartungen des Publikums, gemessen an dessen kräftigem Beifall.
Konzert beginnt auf etwas unkonventionelle Weise
Auf dem Programm standen Werke aus der Zeit der Wiener Klassik bis hin zur Belle Epoque. Auf etwas unkonventionelle Weise begann das Konzert: Zum Auftakt stimmte das Orchester Divertimento B-Dur, KV 137 von Wolfgang Amadeus Mozart an. Der Komponist hatte darin die übliche Satzfolge geändert und das Andante an den Anfang gestellt und nicht, wie üblich, in die Mitte zwischen zwei Allegri. Daher der fast behutsame Beginn der ersten Violine, ehe ihr sehr ausgewogen die anderen Streicher folgten. Fast kokett hüpften dann temporeich in den beiden nun nachfolgenden Allegri die Bögen über die Saiten, nahmen sich für ein zartes Cantabile zurück, ehe überraschend schnell, fast abrupt der dritte und letzte Satz endete.

Interessant ist die Historie der folgenden Fantasie F-moll, KV 594, die Mozart in seinem letzten Lebensjahr im Auftrag des Wiener Grafen Deym zu Ehren des verstorbenen Feldmarschalls Laudon schrieb. So wurde aus den düsteren Moll-Klängen eine Trauermelodie, die Deym schnell dank einer neuen technischen Entwicklung verbreitete. Denn es war damals seit Kurzem möglich, auf der Oberfläche einer kleinen „Orgelwalze“ Musikstücke einzudrücken, diese in eine Uhr einzubauen und mittels eines Drehmechanismus die Musik automatisch abzuspielen.
Solistin Ursula Schoch spielt auf ihrer historischen Violine
Doch dieser dumpfe Klangteppich wurde am Sonntag schnell zusammengerollt, denn der Höhepunkt des Konzerts nahte, als ein neues Notenpult aufgestellt wurde. Mit dem Erscheinen der Solistin Ursula Schoch ging, bildlich gesprochen, ein Ruck durchs Orchester, das nun alle Kraft aufbot, den Höhenflügen der Solovioline zu folgen und sie in allen Phasen adäquat und sensibel zu begleiten. Schochs zahlreiche Konzerte im Mühlacker Uhlandbau oder in der Frauenkirche sind unvergessen. Jetzt lagen die Noten von Mozarts Violinkonzert B-Dur KV 207 auf ihrem Pult. Und erneut spielte sie mit ihrer Guadagnini-Violine aus dem Jahr 1755 alle Facetten ihres Könnens von den tiefsten bis in höchste Lagen wunderbar klar, sehr transparent und doch mit unendlich warmem Klang aus. Souverän und ausdrucksstark gestaltete sie lebhaft das Allegro moderato, gefolgt vom innigen und emotional berührenden Adagio und dem rhythmisch vorwärtsdrängenden Presto mit einem fulminanten Schlussakkord.
Die Belle Epoque sorgt für Heiteres und Beschwingtes
Nach der Pause begann die Belle Epoque, eine etwa ab 1870 knapp vier Jahrzehnte dauernde schöne und lebensfrohe Zeit voller Umbrüche in allen Bereichen, auch in der Musik. Heiter und beschwingt, fast operettenhaft leicht stimmte das Orchester die Serenade C-Dur von Jaques Offenbach an. Der Komponist, selbst auch ein berühmter Cellist, hatte die Originalfassung mit zwei Celli besetzt. Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim trug eine Fassung für Orchester vor und ließ die Leichtigkeit des Seins aus damaliger Zeit überzeugend in allen Stimmen erklingen.
Zum Abschluss gibt es ein Feuerwerk an musikalischen Ideen
Und noch einmal betrat Ursula Schoch die Bühne und stimmte zunächst in harmonischem Miteinander mit dem Orchester Camille Saint-Saens‘ wohl bekanntestes Werk Opus 28 „Introduktion & Rondo Capriccioso“ an. Zunächst zurückhaltend, leicht melancholisch angehaucht und mit behutsam aufgesetzten Bogen der Beginn, um wenig später ein Feuerwerk an musikalischen Ideen zu zünden und alle Grenzen des Möglichen mit ihrer Violine auszuloten. Ein triumphaler Endspurt mit gipfelstürmenden Höhepunkten, dargeboten in tänzerischer Leichtigkeit. Das Publikum dankte mit langem Beifall für dieses beglückende Konzerterlebnis.
Autorin: Eva Filiz