Soeben erschienen ist die Doppel-CD „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim – live 2006“ mit den Konzerthighlights des Ensembles des Jahres 2006.

Die zweieinhalb Stunden Spielzeit mit Werken von Mozart, Beethoven und Schubert werden mit Sicherheit nicht nur Freunde des Orchesters begeistern. Selbst Hörer, die die Kammersinfonie und die auf den beiden CDs vertretenen Solistinnen und Solisten noch nicht kennen, werden feststellen müssen, dass es sich unbedingt lohnt, die sich hier in Höchstform präsentierenden Interpreten näher kennen zu lernen. Einfach unwiderstehlich sind das spieltechnische Niveau, aber auch das Repertoire auf diesem Live-Dokument.

CD 1 enthält zwei Beethoven-Konzerte, mitgeschnitten im April und Mai letzten Jahres im Uhlandbau Mühlacker und im Bietigheimer Kronenzentrum. Solistin des Klavierkonzerts Nr. 2 B-Dur op. 19 ist Magdalena Müllerperth, die mit ihren 15 Jahren bereits zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben gewonnen und sogar schon in den USA konzertiert hat. Ihr Spiel verrät eine frühe Meisterschaft in technischer und künstlerischer Ausgefeiltheit; das beweist nicht allein ihre eigene, weit ausladende Solokadenz im Kopfsatz des Konzerts. Wohltuend frisch sowie mit Witz und Eleganz gestaltet sie die Ecksätze, der Adagio-Mittelsatz gelingt ihr äußerst spannungsvoll. Dass sich in dieser transparenten Wiedergabe tänzerischer Ausdruck und sinfonische Tiefe die Waage halten, ist natürlich auch ein Verdienst von Peter Wallingers Kammersinfonie, die mit tadelloser Ausgewogenheit und großer Disziplin klangvolle Kostproben ihres Könnens abliefert. Sie und die Geigerin Ursula Schoch, Konzertmeisterin des Concertgebouw-Orchesters Amsterdam, verbindet schon eine langjährige Zusammenarbeit. Und das hört man in der sehr sensiblen und spannungsreichen Deutung von Beethovens Violinkonzert D-Dur op. 61. Vom ersten Ton an gestaltet Ursula Schoch ihren Violinpart mit großer Sorgfalt.

Auf CD 2 festgehalten ist das komplette Konzert vom 10. Dezember 2006 im Bietigheimer Kronenzentrum, beginnend mit einer farbenfrohen und unbeschwert vitalen Wiedergabe der Ouvertüre aus Mozarts Zauberflöte. Große Klangfantasie spricht auch aus Mozarts Hornkonzert Nr. 3 Es-Dur KV 447. Das Spiel des renommierten Hornisten Andrew Joy ist detailgenau, poetisch, strahlend brillant und doch voller Intimität. Joys großer und unglaublich wandlungsfähiger Ton ist ein wahrer Ohrenschmaus. Gleiches gilt für die Ausführung von Schuberts Großer Sinfonie C-Dur D 944. Der einfallsreichen Instrumentation und extremen Dynamik dieses gigantischen Werks begegnet Peter Wallinger mit ausgezeichnet ausbalancierten Instrumentengruppen.

Fazit: Ob man sich nun die zwei randvollen CDs in kleinen Happen zu Gemüte führt oder sie in einem Rutsch vom ersten bis zum letzten Track durchhört, man erhält auf jeden Fall einen exzellenten Eindruck von der Kunstfertigkeit, unbändigen Musizierlust und dem großen Einfühlungsvermögen aller Beteiligten. Noch ein Wort zum Klang: Fast meint man, einer analogen LP und keiner CD zu lauschen. Das präsente Klangbild ist warm, hin und wieder fast ein wenig zu mittenbetont, was aber den unterschiedlichen akustischen Gegebenheiten der Konzertsäle in Mühlacker und Bietigheim zugeschrieben werden könnte.

Christof Jentzschke

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