Das war der unbestrittene Höhepunkt beim „Concerto“ der sueddeutschen kammersinfonie im Mühlacker Uhlandbau-Saal: Francis Gouton funkelte mit Tschaikowskys „Rokoko-Variationen“ op. 33 für Violoncello solo und Orchester.

Der Meister-Cellist aus Frankreich kann auf seinem Instrument klangseelig singen, aber auch wild und dramatisch aufbegehren. Mit unerhörter Leichthändigkeit entfaltet der Solist den Dialog mit sich selbst. Formt aus dem musikantischen Frage- und Antwortspiel eine mitreißende, spannende Erzählung. Und vermag dabei spieltechnisch zu glänzen und virtuos aufzutrumpfen wie kaum ein anderer seiner Zunft.

Wenn sich dann das Orchester unter Peter Wallingers Leitung vor allem mit seinen exzellenten Bläsern munter beteiligt und einmischt, dann leuchtet Peter Tschaikowskys romantisches Bravourstück in den allerschönsten Farben. Cello-Skalen stauen sich zum Gipfelpunkt hin und verglühen in den schwindelerregenden Höhen des Flageoletts. Scherzoartig sprühen kurz-gebundene Rhythmen vor Temperament. Gouton reizt den klanglichen Facettenreichtum seiner vier Cello-Saiten bis zur letzten Finesse aus und verfügt dennoch über schier unerschöpfliche Spielreserven. Auch beeindruckte die Eleganz des Musikhochschul-Professors und die höfliche Vornehmheit seines Auftretens das begeisterte Publikum.

Neben dieser Solisten-Kür bot der denkwürdige, unter den Titel „Facetten der Romantik“ gestellte Konzertabend zum 25. Geburtagsjubiläum des Wallinger-Ensembles eine fein ausgewogene Interpretation der Serenade Nr. 2 (in A-Dur, op. 16) von Johannes Brahms. Das „für kleines Orchester“ komponierte Werk erwies sich für das Format einer Kammersinfonie als geradezu ideal. Poesie und Empfindungen der nicht nur dynamisch sehr unterschiedlich angelegten fünf Sätze wurden von den Interpreten gleichsam szenisch ausgemalt. Wobei planvolle Detailarbeit und die Natürlichkeit der Klangbilder hervorzuheben wären. Dunkel verhangenes Timbre (Brahms verzichtete völlig auf die beiden hellen Violinstimmen) verlieh der Serenade eine charaktervolle, zum Aufführungsort passende, fast intime Aura. Richard Wagners „Siegfried-Idyll“ und das Vorspiel zum 3. Aufzug der „Meistersinger von Nürnberg“ rundeten das Programm mit den durchaus beabsichtigten emotionalen Romantik-Reminiszenzen ab.

R. Uhlig

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert