Jubel beim Festkonzert der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim. Im ausverkauften Kronenzentrum feierte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim ihr 25-jähriges Bestehen mit einem außergewöhnlichen und umjubelten Konzertprogramm.

Werke von Mozart, Schumann und Hans Georg Pflüger erklangen mit einer solchen Frische und musikalischem Können, dass erneut deutlich wurde, welch hervorragender Klangkörper in der Stadt beheimatet ist.

Unter dem obligatorischen Applaus betraten die Musiker der Süddeutschen Kammersinfonie die Bühne. Es folgte das ebenso bekannte Einstimmen, seltsam war nur, dass Dirigent Peter Wallinger dabei bereits seinen Taktstock schwenkte. Das sorgte für manch einen irritierten Blick ins Programmheft. Dort stand als erste Komposition des Abends Hans Georg Pflügers „Strahlende Pforte“ aus dem Jahre 1989. Anlässlich des zehnten Todestages des Künstlers, der in Bietigheim gelebt hat, erklang sein serielles Werk – und dieses beginnt tatsächlich bereits mit dem Einstimmvorgang.

Nahtlos setzte anschließend eine Geige nach der anderen ein, Töne wurden aufeinander gelagert, bis schließlich alle zwölf Halbtöne gleichzeitig erklangen. Frei atonal ist das Stück komponiert, Dissonanzen bestimmen es, der Instrumentenklang ist teils verfremdet. Das pathetische Hauptmotiv, an Filmmusik erinnernd, erscheint durch seine Wiederholung als verbindendes Element. Und der Titel „Strahlende Pforte“ ist laut Pflüger weder programmatisch noch apokalyptisch zu verstehen, sondern verweist auf die strahlenden Blechbläserklänge, die sich immer wieder über minimalistische Streicherrepetitionen erheben.

Nach diesem faszinierenden, klanggewaltigen Werk wurde es lieblich: Mozarts Violinkonzert Nummer 4 in D-Dur stand auf dem Programmzettel. Den Solopart hatte Ursula Schoch übernommen, eine Schülerin Peter Wallingers, die quase mit dem Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim aufgewachsen ist. Inzwischen spielt sie in Amsterdam im berühmten Concertgebouw-Orchester. Hingebungsvoll entlockte sie ihrer Geige die zauberhafte Mozartsche Leichtigkeit, die das Orchester gekonnt aufgriff. Beide sind langjährig vertraut und traten in einen fließenden Dialog. Bei ihren Solostellen ging Ursula Schoch recht energisch zur Sache, ohne an Virtuosität einzubüßen.

Nach der Pause präsentierte die Süddeutsche Kammersinfonie einen besonders frischen und temporeichen Schumann. Seine Sinfonie Nummer 4 in d-Moll ist eigentlich ein Jugendwerk. Schumann hat es später überarbeitet und geglättet, so Peter Wallinger, der die Urfassung mit ihren schnelleren Tempi genauestens studiert hat. Herausgekommen ist ein stürmischer, wilder, klangintensiver Schumann, eine entfesselte Musik von tiefem Ausdruck. Bekanntes immer wieder aufregend neu zu machen, lautet das Credo des Orchesters. Und das ist der Kammersinfonie mit ihrem Festkonzert erneut aufs Vortrefflichste gelungen.

Helga Spannhake

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