Mit einem ebenso anspruchsvollen wie anregenden Programm unter dem Motto „Nordische Impressionen“ schlug Peter Wallinger mit seiner aus zumeist jungen Musikern bestehenden „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ im Uhlandbau in Mühlacker den Bogen von Bekanntem wie „Finlandia“ von Jean Sibelius und der „Hebriden“-Ouvertüre von Felix Mendelssohn Bartholdy über Populäres (Edvard Griegs erster „Peer Gynt“-Suite) zu einer Rarität, dem zweiten Klavierkonzert des schwedischen Pianisten, Dirigenten und Komponisten Wilhelm Stenhammar. Stenhammar (1871 bis 1927), der als Vaterfigur der schwedischen Musik gilt, genießt außerhalb seiner Heimat längst nicht jenes Ansehen, das ihm ob seiner musikalischen Leistungen gebühren würde. Neben der „Excelsior“-Ouvertüre tauchen seine weiteren sinfonischen Werke außerhalb Schwedens nur sehr selten in den Konzertprogrammen auf.

Foto: Fotomoment

Mit seinem zweiten, das ebenso wie das erste Klavierkonzert viersätzig, mit einem Sherzo als zweitem Satz angelegt ist, hat Stenhammar ein für den Solisten höchst anspruchsvolles, ohne dabei oberflächliche Virtuosität bedienendes Konzert geschrieben. Vom unbegleiteten Solobeginn des Pianisten an erhält das komplexe Werk seinen Reiz durch Verunklarung der „offiziellen“ Haupttonart d-Moll zwischen Solist und Orchester, die die ersten beiden Sätze an- hält. Im Uhlandbau konnte sich Gerhard Vielhaber als ein manuell ansprechender, dem dichten Klaviersatz manch anregendes Detail abgewinnender Interpret profilieren, der sich für den herzlichen Publikumsbeifall auf dem etwas sehr metallisch klingenden Flügel mit einem Intermezzo von Robert Schumann bedankte. Dass manche Passagen des d-Moll-Konzertes noch nicht konsequent genug ausgeformt erschienen, ist bei der ersten öffentlichen Interpretation eines ebenso schwierigen wie unbekannten Werkes verständlich. Nicht nur bei Stenhammar überzeugte die sueddeutsche kammersinfonie Bietigheim mit ihrer Spielfreude und dem bedingungslosen Engagement,das manche Probleme im Zusammenspiel, manches noch nicht überzeugende Detail in den Hintergrund treten ließ.

„Finlandia“ die heimliche Hymne Finnlands, die zur Zeit der russischen Okkupation das erwachsende Nationalgefühl widerspiegelte, wurde von Wallinger mit machtvollen, den Bläserapparat gegenüber den ausgedünnt klingenden hohen Strei- chern etwas zu sehr in den Vordergrund rückendem Pathos musiziert. Geschmeidig, mit ausgewogem Verhältnis des mit schönen Soli aufwartenden Holzbläserapparats und nuancierten Streichern erklang die „Hebriden“-Ouvertüre Mendelssohn-Bartholdys, ein würdiger Beitrag zum Mendelssohn-Jahr, der den Elan und das klangliche Vermögen des Ensembles ins beste Licht rückte. Mit fein ausgehörten Details präsentiere Wallinger auch die erste „Peer Gynt“-Suite Griegs, Musik, die etwas im Ruch von „Wunschkonzert“-Seligkeit steht.

Im Uhlandbau erklang die „Morgenstimmung“ fein austariert, „Ases Tod“ in lichte Streicherklänge ohne Sentimentalität getaucht, „Anitras Tanz“ rhythmisch entsprechend packend musiziert, um mit „In der Halle des Berglöwen“ einen ansprechend gesteigerten Abschluss zu finden.

Thomas Weiss

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