Draußen Schneeflocken und Frost. Drinnen erwärmten beim letzten Mühlacker Uhlandbau-Winterkonzert dieser Saison Musikanten die Herzen der begeisterten Zuhörer. Und zwar mit der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim unter Peter Wallinger und den Solisten Ursula Schoch (Violine) und Johan van Iersel (Violoncello) – Instrumentalisten der Extraklasse.

Eingeleitet wurde der Abend mit der selten aufgeführten Orchesterfassung von Maurice Ravels „Menuet antique“, bei dem man sich als programmatische Vorgabe munteres Treiben der Hirten und Panflöter aus der griechischen Mythologie vorstellen könnte. Jedenfalls befeuerten schrill dissonante, heiße Bläserakzente eine untergründig schwelende Glut. In ruhigen Phasen leuchteten lyrisch pastorale Melodien. Farbintensive Musikornamente beflügelten mit Klang-Wolken und den ersehnten sommerlichen Düften die thematisch pendelnde Schlussbewegung. In ihrem ureigensten Element bewegten sich Wallinger und sein Kammersinfonieorchester mit der Wiedergabe von Wolfgang Amadeus Mozarts „Prager Sinfonie“ (Nr. 38 D-Dur, KV 504). Die gleichermaßen zügig und gezügelt interpretierte Komposition bot einen Mozart, wie er sein soll: abgründig dunkel und dabei heiter und fröhlich. Die innere Logik der – ungewohnt dreisätzigen – Sinfonie wurde mit transparenter Dynamik herausgearbeitet und ihr Gefüge mit struktureller Geschlossenheit ausgestattet.

Die vorangestellte gewichtige „Adagio“-Einleitung setzte die grüblerische, in Teilen an die Zauberflöten-Ouvertüre erinnernde Entwicklung des „Allegro“-Sonatensatzes mit machtvollen Forte- und zarten Pianissimo-Abschnitten in Gang. Auch dem langsamen zweiten Satz, dem komplexen „Andante“, fehlte es nicht an Dichte und Energie. Im finalen „Presto“ zogen die Interpreten alle Register übermütiger Lebendigkeit, wobei Wallinger vom Pult aus für den nie nachlassenden Spannungsbogen sorgte.

Nach der Pause setzten die Bietigheimer zusammen mit den beiden Solisten in Johannes Brahms‘ Doppelkonzert a-Moll op.102 für Violine, Violoncello und Orchester zum angekündigten „klassisch-romantischen Höhenflug“ an. Das Brahms’sche Spätwerk hat zwar nie ganz die Popularität seiner anderen Solokonzerte erreicht. Und ist dennoch, wie man sich in Mühlacker überzeugen konnte, ein mitreißendes Meisterwerk.

Wuchtige, mottoartig platzierte Orchester-Tutti eröffneten das monumentale Werk, um bald den Soloinstrumenten Gelegenheit zu geben, sich einzeln und gemeinsam zu präsentieren. Und wie dabei Schoch und van Iersel in markant punktierten Motiven zum konzentriert ausbalancierten Duett zusammenwuchsen, wie sie mit delikatem Klangsinn ihrer fein verschlungen Streicherlinien oder im spannungsvollen Gegeneinander von Achteln und Triolen vor dem Orchester-Hintergrund agierten und virtuos aufgeladene Klangpakete ablieferten, war mehr als hörenswert. Solch dichtes Musizieren bis hin zum effektvoll vibrierenden Finale erlebt man nicht alle Tage.

Eckehard Uhlig

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