Weil der Uhlandbau gegenwärtig renoviert wird, mussten Peter Wallinger und die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim mit der Konzertreihe „MühlackerConcerto“ am Samstagabend in den deutlich größeren, deshalb leider nur schwach besetzten Gottlob-Frick-Saal im Mühlehof umziehen. Mit Werken aus zwei Jahrhunderten bot dieses brillante Ensemble den versprochenen Klangzauber in reichem Maße.

Foto: Fotomoment

Die „Pavane pour une Infante défunte“ von Maurice Ravel ist ein sanft dahin schreitendes Orchesterstück, in dem wehmütig und andachtsvoll an eine verstorbene Prinzessin erinnert wird. Die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim leitete damit das Konzert ein und bestach vom ersten Takt an mit einer lyrisch und verklärt gestalteten Aufführung der weit tragenden schlichten Melodik.

Vor drei Jahren beeindruckte der in Südfrankreich geborene, blinde Pianist Bernard d’Ascoli damals im Uhlandbau mit einer unvergesslich ausgereiften Interpretation des Klavierkonzerts Nummer drei von Ludwig van Beethoven. Am Samstagabend war dieser außergewöhnliche Künstler erneut in Mühlacker zu hören. Zusammen mit der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger führte er das Klavierkonzert A-Dur, KV 488, von Wolfgang Amadeus Mozart auf. Bernard d’Ascoli ließ bereits im ersten Satz wegen seines schwebend leichten Anschlags aufhorchen, mit dem er die graziösen Themen in bewegtem Tempo überaus transparent ausbreitete. Unter d’Ascolis Händen erklang ein besinnliches und beseeltes Adagio und das Einleitungsmotiv des dritten Satzes spielte er mit solch erfrischendem Elan, dass eine von sprühender Intensität getragene Interpretation zu erleben war, zumal auch die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim den Solisten mit klangprächtiger Fülle begleitete und ihren Begleitpart in gewohnt feiner Nuancierung farbenreich musizierte.

Zauberisch und verträumt erklang das Prélude à „L’après-midi d’un faune“ (Der Nachmittag eines Fauns), das Claude Debussy im Jahr 1892 komponierte. Es gilt als das erste impressionistische Orchesterwerk der Musikgeschichte. Das Flirren und Flimmern der Luft an einem warmen Sommernachmittag in der mythischen Landschaft Arkadiens ließ Peter Wallinger von seinem Orchester genüsslich musizieren. Insbesondere die Holzbläser führten die elegisch dahinfließende Melodik in sensibler Intonation aus. Ein wahrer Ohrenschmaus war dies Wiedergabe des Debussy-Werks.

Beliebt und gern gehört ist die Sinfonie Nummer fünf in B-Dur, von Franz Schubert 1816 in Noten gesetzt. Sie ist in ihrem anmutigen ersten Satz noch deutlich von Mozart beeinflusst. Romantische Stimmungen und tänzerische Elemente artikulieren sich auch in den weiteren vier Sätzen durch weitgespannte, eingängige Melodien. Drei Sätze musizierte das Orchester in forschen Tempi und entfaltete dabei seine in jedem Register glutvolle Klangfülle.

Nur das Andante erklang in geruhsam dahingleitendem Tempo Der beliebten Sinfonie wurde mit der unpathetischen Wiedergabe kraftvoll leuchtender Glanz verliehen.

Rudolf Wesner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert