Auf eine musikalische Reise nach Venedig und Prag nahm die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim die Besucher ihrer Neujahrskonzerte im Murrer Bürgersaal und in der Bietigheimer Kelter mit. Unter der Leitung von Peter Wallinger musizierte das Orchester in fülliger und hell leuchtender Klangpracht.

Der Leiter des Kulturamtes von Murr, Matthias Bader, begrüßte am Samstagabend die Besucher, deren Zahl sich auch in diesem Jahr erfreulicherweise weiter erhöht hat, mit Glückwünschen zum neuen Jahr und verband diese mit nachdenklichen Worten. Außerdem versprach er ein Programm, in welchem musikalische Funken versprüht würden.

Das bewahrheitete sich schon mit den ersten Takten eines Concertos in G-Dur, Opus 51, Nummer vier, von Antonio Vivaldi, das den Zusatz „alle rustica“ trägt. Die drei Sätze des Werkes gestaltete die Süddeutsche Kammersinfonie voller Schwung in wohl dosierten Tempi. Zugleich bestach das Orchester unter Peter Wallingers Leitung einmal mehr mit seinem erlesenen Streicherklang.
Auch zwei Sätze der Streichersonate Nummer zwei in A-Dur, einem genialen Jugendwerk von Gioacchino Rossini, und schließlich das Konzertstück für Streicher mit dem Titel „Chrysanthemen“ von Giacomo Puccini wurden als musikalische Kostbarkeiten gestaltet.

Den Programmteil „Venedig“ bereicherte Daniel Koschitzki als exzellenter Virtuose auf der Sopranblockflöte. Dieser junge Könner interpretierte ein Concertino in F-Dur von Giuseppe Sammartini, einem jüngeren Zeitgenossen Vivaldis, mit virtuoser Bravour. Die kompliziertesten, geradezu verwegen angelegten schnellen Passagen dieses Werks und erst recht die des Concertos in C-Dur für Pikkoloflöte und Streicher von Vivaldi führte Daniel Koschitzki in rasantem Tempo und in unvergleichlich präziser Intonation, dazu überaus nuanciert im Ausdruck aus. Er musizierte förmlich mit dem ganzen Körper, und zuweilen schien es, als wolle er sein Spiel noch mit tänzerisch anmutenden Bewegungen ergänzen. Für den frenetischen Beifall nach dem Vivaldi-Concerto bedankte sich Daniel Koschitzki noch mit einer brillant dargebotenen Zugabe.

In ähnlicher Weise waren auch die Besucher des Neujahrskonzerts am Sonntagnachmittag in Bietigheim-Bissingen von diesem temperamentvollen und energiegeladenen Feuerwerk nach Noten begeistert.

Im zweiten Programmteil waren Kompositionen der tschechischen Komponisten Josef Mysliveček, der im 18. Jahrhundert lebte, sowie von Antonin Dvorák und Leoš Janáček zu hören. Ein Quintetto in Es-Dur von Mysliveček ließ die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger sehr elegant und in der Melodik feinstimmig erklingen. Der Komponist lebte hauptsächlich in Italien, weshalb seine Kompositionen vom dortigen farbenreichen Stil geprägt sind. Zwei Walzer aus Opus 54 von Antonin Dvorák erlebten schwebend leichte und delikate Wiedergaben, und auch drei Sätze des Zyklus „Idylle“ von Leoš Janáček waren in der Ausführung durch das in zart schimmernden Klangfarben musizierende Streichorchester ein Genuss. Nach anhaltendem, freudigem Schlussapplaus spielte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim noch eine kurze Zugabe.

Rudolf Wesner

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