„Leider finden sich im Konzertleben viel zu selten zwei gleichrangige, hochkarätige Solisten für dieses einzigartige Kabinettstück“, schreibt ein Konzertführer, doch Peter Wallinger und seine „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ präsentierten diese Rarität: Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonia Concertante Es-Dur (KV 364) für Violine, Viola und Orchester. Das Werk war als Haupt- und Mittelstück des Saison-Abschlusses der Konzertreihe „MühlackerConcerto“ am vergangenen Samstag in der Pauluskirche der Senderstadt zu hören – zusammen mit der Geigerin und Konzertmeisterin des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters, Ursula Schoch, und dem Viola-Spieler Michael Gieler, der als Solobratschist ebenfalls Mitglied des Concertgebouw ist.

Ein eingespieltes „Tête-à-tête“ zweier Hochkaräter also, die in minutiöser gegenseitiger Feinabstimmung das Doppelkonzert als typischen Mozart ausgestalteten – heiter und fröhlich im Grundcharakter, mit eingeblendeten düsteren, abgründig dunklen Seiten.

In die prächtige, von Hörner- und Oboen-Klängen angereicherte Orchester-Einleitung mit den temperamentvollen Steigerungspassagen fügten sich die Solo-Streicher fast unmerklich ein und entfalteten, aus hoher Lage in ihre ersten Einzeleinsätze absteigend, ein farbenreich brillantes, sich einander ständig imitierendes Spiel. Bis dieser erste Satz („Allegro maestoso“) in eine technisch anspruchsvolle Solisten-Kadenz einmündete, die Mozart für beide Instrumente auskomponiert hat. Das folgende „Andante“ brachte tiefsinnig schwermütige Moll-Stimmungen in den zunächst vorherrschenden Optimismus ein, wobei die Solisten über einem durchdringenden Hörner-Halteton mit melodischer Intensität eine geradezu schmerzhafte Dissonanz ausformulierten. Das Finale bot die vergnüglich und virtuos musizierte, lebhafte „Presto“-Erlösung.

Eingerahmt wurde die bravouröse Mozart-Wiedergabe von Joseph Haydns Sinfonie Nr.6 D-Dur, genannt „Le Matin“, und von Igor Strawinskys „Pulcinella“-Suite für Orchester. Unter Wallingers motivierender Stabführung zeichnete Inspiration und Frische beide Interpretationen aus, so dass sich beim begeisterten Publikum konzertantes Vergnügen einstellte. Bei Haydn trumpfte das Ensemble insbesondere im Einleitungssatz mit munteren Bläser-Einwürfen auf und ließ den programmatischen morgendlichen Sonnenaufgang klangmalerisch nachempfinden, um im zweiten Satz der exzellenten Konzertmeisterin Sachiko Kobayashi solistische Gelegenheiten für fein ausgearbeitete, getragene Melodiebögen zu bieten. In der lustigen Strawinsky-Komposition „Pulcinella“, die der zu allerhand Scherzen aufgelegten venezianischen Commedia dell’Arte-Figur alle Ehre macht, brillierten vor allem die ausgezeichneten Bläsergruppen und der Kontrabass des Bietigheimer Orchesters mit pfiffigen Brechungen, rhythmischen Sprüngen, burlesken Tänzen und brachial lärmenden Akzenten.

Eckehard Uhlig

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