„Mühlacker Concerto“ eröffnet die Saison herbstlich. Vivaldis „Herbst“ und „Winter“ erklingen in der Historischen Kelter. Ötisheim. Erfrischendes Musizieren ist man von Peter Wallinger und seiner „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ gewohnt. Und auch die Solo-Auftritte der exzellenten Geigerin Ursula Schoch, Konzertmeisterin beim Amsterdamer Concertgebouw-Orchester, gehören zu seinen Musikprogrammen. Diesmal eröffnete die „Mühlacker Concerto“-Reihe in der ausverkauften Historischen Kelter Ötisheim mit einem barocken Klassiker-Hit, der schon mehrere Geiger(innen) berühmt gemacht hat: Antonio Vivaldis „Der Herbst“ und „Der Winter“ (aus „Die Vier Jahreszeiten“ op.8) umrahmte (auch titelgebend) das kurzweilige Konzert. Unter Wallingers motivierender Leitung wählten das Ensemble und Ursula Schoch für ihre Interpretation eine sinnfällige Mischung aus ruhiger Gelassenheit und expressivem Temperament. Wenig war zu sehen und zu hören von den gravitätischen Allüren, wie man sie etwa von Anne-Sophie Mutter kennt. Auch die Rabiatheiten eines Nigel Kennedy oder gar die vibratolos-rauhe Klangsprache der „Originalisten“ – Fehlanzeige. Herbst und Winter ereigneten sich in der einladend restaurierten Kelter als erzählende Bilder mit fein differenzierten musikalischen Farben und Formen.

Stimmungsvolle Poesie Faszinierend dabei der glanzvoll durchgearbeitete, entweder konturscharf klare oder sinnlich weich gleitende Ton der Solistin: technisch virtuos, aber jederzeit kontrolliert die Tempo-Läufe der „Allegro“-Sätze; getragen von stimmungsvoller Poesie die betörend schön ausgesungenen Kantilenen im „Largo“ des Winters. Weniger hitverdächtig ein dafür umso originelleres Stück: die Wiedergabe der „Fratres“ für Solo-Violine, Streichorchester und Schlagzeug von Arvo Pärt fügte sich zu einem Klanggemälde der starken Kontraste. Da gab es zarte Violin-Cluster und in unglaubliche Flageolett-Höhen entfliehende Töne. Oder kraftvoll-rasante Doppelgriffpassagen über Streicher-Teppichen, dazu Bordun-Bässe und dumpfe Schlagwerkakzente. Schließlich sorgte Edvard Griegs Komposition „Varen – Letzter Frühling“ (aus op. 34), die vom Orchester mit Spielfreude zelebriert wurde, für romantisch-elegische Melodien. Auch luden die Bietigheimer mit Peter Iljitsch Tschaikowsky zu Walzertakt und allerlei jahreszeitlichen Reigen ein („Dezember“, „Schneeglöckchen“ und „Barkarole“ aus „Die Jahreszeiten“, op.37a).

Eckehard Uhlig

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