„Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim“ zu Gast im Kronenzentrum. Schillernde Klangfarben erfreuten die Besucher des Konzerts der „Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim“ am Sonntagnachmittag im nur halbvollen Kronensaal. Der Titel lautete „à la francaise“.

So fröhlich und locker hörte man die „Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim“ noch nie musizieren. Schon mit „Valses nobles et sentimentales“ wurde dieser Eindruck vom ersten Takt an bestätigt. Acht in den Stimmungen unterschiedliche Stücke im Dreivierteltakt hatte der Komponist 1911 geschrieben. Auf einen furiosen Auftakt mit einem keineswegs gemütlichen Walzer folgten Episoden, die wie ein kurzes, hell flackernd aufleuchtendes Blitzlicht durch den Raum zuckten. Sie waren mal, wie der Titel besagt „nobel“, dann wieder vital beschwingt, aber auch überaus empfindungsreich oder sehnsuchtsvoll. Orchesterleiter Peter Wallinger hielt, entgegen sonst weitläufig verbreitetem Brauch, zwischen den Sätzen kurze Pausen ein. Damit erreichte er eine wundervolle Transparenz der Komposition, welche die „Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim“ mit enormem Schwung nuanciert und leichthin fließend ausführte.
Das Konzert für Klarinette und Orchester von Jean Francais erschien für den hinreißend musizierenden Solisten des Abends, den 25-jährigen Klarinetten-Virtuosen Sebastian Manz, wie auf den Leib geschrieben.
Im Jahr 1967 war das technisch sehr anspruchsvolle Werk uraufgeführt worden. In der Tat verlangte die Ausführung des Soloparts geradezu akrobatisches Können, und eben dies vermochte der junge Ausnahmemusiker auf faszinierende Weise hörbar zu machen. Auf ein keckes, burleskes Allegro, in welchem Sebastian Manz seine überragende Virtuosität erstmals glanzvoll ausbreiten konnte, folgte ein rhythmisch pointiertes Scherzando, in das Jean Francais allen erdenklichen musikalischen Witz verpackte. Verträumte Melodik prägte das Andantino, in dem auch der Solist mit zart intoniertem Spiel im Duett mit der Flöte empfindsame Lyrik verbreitete. Sprudelnde Klangkaskaden rissen im Allegrissimo den ohnehin mit pantomimischem Körpereinsatz musizierenden Sebastian Manz offensichtlich mit, so dass er ein bunt glitzerndes Brillantfeuerwerk auf der Klarinette mit unübertrefflicher Bravour ausführte. Das riss die Konzertbesucher förmlich von ihren Sitzen, wie der jubelnde Beifall bewies, für den sich der sympathische Musiker mit einem nicht minder virtuos dargebotenen Solostück für Klarinette von Igor Strawinsky bedankte.
Um den musikalischen Humor auf die Spitze zu treiben, entlockte Peter Wallinger seinen Musikern emotionale und lodernde Musizierfreude bei der Aufführung einer Komposition von Darius Milhaud mit dem Titel „Le Boeuf sur le Toit“ (Der Ochse auf dem Dach), Opus 58. Das nur etwa 20 Minuten dauernde, 1919 geschriebene, scherzoähnliche Stück basiert auf einem brasilianischen Volkslied. Südamerikanische Folklore und Rhythmik bestimmten das Werk, das die „Süddeutsche Kammersinfonie“ rasant, temperamentvoll und regelrecht übermütig ausführte. Darius Milhaud ließ es in seiner glutvollen Komposition manchmal auch reichlich schräg klingen, aber genau dies machte deren spezifischen Reiz für die Ohren der Zuhörer aus. Eine Tango-Passage aus dem Ochsen auf dem Dach erklang noch als Zugabe.

RUDOLF WESNER

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