Mit dem vielschichtigen Programm „Nordische Impressionen“ entführte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim die Besucher in der voll besetzten Kelter am Sonntagnachmittag in den hohen Norden – nach Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark.

Foto: Helmut Pangerl Seit 30 Jahren dirigiert Peter Wallinger die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim.

Der besondere Reiz dieses Konzerts der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim lag in der Erweiterung der Musik durch die Sprache. Aus dem im 19. Jahrhundert zusammengetragenen, aus insgesamt 22 795 Versen, die als Runen bezeichnet werden, bestehenden finnischen Volksepos „Kalevala“ rezitierten Sylvia Hartmann und Andreas Abendroth etliche Passagen.

Rhythmisch akzentuiert und tänzerisch bewegt erklangen zu Beginn „Kuhreigen und Bauerntanz“ aus Opus 63 von Edward Grieg. Diese heiteren, folkloristisch wirkenden Stücke gaben der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim erste beeindruckende Gelegenheiten, mit gewohnt klarem, dichtem und warmem Streicherklang zu erfreuen. Auch drei Sätze aus einer Serenade nach schwedischen Volksweisen von Max Bruch musizierte das Orchester beschwingt und in sehr fein nuancierter Ausführung. Der finnische Komponist Pehr Henrik Nordgren lebte von 1944 bis 2008. Der Leiter der Bietigheimer Kammersinfonie, Peter Wallinger, hatte ihn noch selbst kennengelernt und führte schon in der Vergangenheit Stücke von ihm auf. Aus der im Jahr 1976 entstandenen Suite „Pelimannimuotokuvia“, Opus 26, waren zwei lebhafte und regelrecht fröhlich wirkende Sätze zu hören. Die bekannte „Sentimental Saraband“ aus der „Simple Symphonie“ von Benjamin Britten wurde zu einem weiteren musikalischen Glanzstück. Mit großer Einfühlsamkeit und Sensibilität interpretierte die Konzertmeisterin der Süddeutschen Kammersinfonie, Sachiko Kobayashi, auf der Violine den Solopart der Humoreske op. 89b von Jean Sibelius.

Um nachdrücklich zu unterstreichen, dass das Konzert „Nordische Impressionen“ gute Laune bei den Besuchern auszulösen vermochte, wiederholten Peter Wallinger und seine ambitionierten Musikerinnen und Musiker noch einmal den burlesken „Bauerntanz“ von Edward Grieg am Ende des Programms. Danach folgten noch zwei Zugaben als Dank für den anhaltenden Schlussapplaus.

Dazwischen ergriff die Vorsitzende des Fördervereins der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim, Nicole Raichle, das Wort. In einer kurzen, launigen Rede gab sie einen Rückblick auf die mittlerweile 30-jährige Geschichte des Orchesters und dankte Peter Wallinger für dessen unermüdliches Engagement, mit dem es ihm gelang, seinem Klangkörper weitreichende Anerkennung für dessen hohes künstlerisches Niveau zu erzielen. Auch im neuen Jahr, so versicherte Nicole Raichle, stehen etliche interessante Projekte vor ihrer Verwirklichung.

Hervorzuheben ist nicht zuletzt die Rezitation aus dem finnischen Epos „Kalevala“ durch die beiden fabelhaften Sprecher Sylvia Hartmann und Andreas Abendroth. Mit einem vom Versrhythmus bestimmten, angemessenen Pathos und in überaus klarer Artikulation trugen sie die ausgewählten Runen hervor. Darin wurde von den Abenteuern dreier Helden aus dem Kalevala-Land im Süden Finnlands berichtet, die sie bei ihrer Werbung um die schöne Nordlandjungfrau erlebten. Außerdem spielt ein zauberisches Gefäß mit der Bezeichnung Sampo eine wesentliche Rolle, um das es einen wilden Kampf gibt, bei dem es zerbrach. Doch seine Scherben bringen den Helden schließlich Glück. Der Inhalt dieses Epos wirkte in der deutschen Übersetzung authentisch und ursprünglich.

Rudolf Wesner

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