Mühlacker. Eines muss man Peter Wallinger lassen: Seine Konzert-Ideen sind originell. Beim Neujahrskonzert der von ihm geleiteten sueddeutschen kammersinfonie am Sonntagvormittag im Mühlacker Uhlandbau, das mit „Nordische Impressionen“ überschrieben war, wurden Musikstücke hauptsächlich skandinavischer Komponisten aufgeführt, die kunstvoll rezitierte Gesänge (Runen) aus der „Kalevala“ sinnfällig umrahmten und begleiteten.
Das von Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert aus nordischen Sagen und Mythen geformte finnische Volksepos handelt metaphernreich von den Helden Väinämöinen, Ilmarinen und Lemminkäinen sowie der Hexe Louhi und von ihrem Kampf um den Sampo, einem magischen Gegenstand, der dem Besitzer Macht und Reichtum verspricht.
Wallingers Ensemble musizierte dazu allerhand rhythmisch Akzentuiertes und Tänzerisches: Kuhreigen und Bauerntänze von Edvard Grieg, die Serenade auf schwedische Volksmelodien von Max Bruch, das Spielmannsporträt „Der Saitenzupfer“ von Pehr Henrik Nordgren, Carl Nielsens Suite für Streichorchester op. 1, die Humoreske Nr.IV (op. 89b) für Solovioline und Streicher von Sibelius und den 3.Satz aus Benjamin Brittens „Simple Symphonie“. Die interessante Zusammenstellung von Kompositionen, die man sonst kaum zu hören bekommt, rückte mit ihrem Charme und vielgestaltigen musikalischen Reichtum die Rezitation der Runen klangprächtig ins Rampenlicht.
Zu einem vergnüglichen Höhepunkt entwickelte sich die Kombination der Sibelius-Humoreske mit dem Vortrag von „Lemminkäinens schrägem Gesang“ (42.Rune). Dabei stehen sich der von Sachiko Kobayashi brillant ausgestaltete Violin-Solopart und Runen-Text gegenüber, der sich über Lemminkäinens „mit schief geschobenen Kiefern“ misslingende Singversuche mokiert. Sylvia Hartmann und Andreas Abendroth, die freiberuflich als Sprachgestalter tätig sind, statteten die stabreimenden Runen-Verse mit intensiver Betonung und feiner Sprachmelodie aus.
Eckehard Uhlig