Festkonzert mit der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ – Orchester und Solistin überzeugen. Mühlacker. Das Frühlingskonzert der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ im Uhlandbau war ein festliches Jubiläumskonzert. Die Musiker unter Dirigent Peter Wallinger feierten das 30-jährige Bestehen ihres Orchesters und zugleich „Zehn Jahre Konzerte im Uhlandbau“. Der Uhlandbau ist sozusagen das Mühlacker Winterdomizil des Orchesters, während es in den Sommermonaten in der Lienzinger Frauenkirche musiziert.

Peter Wallinger dirigiert die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim. Foto: Filitz

Ein Besucher war unter den Gästen, der das allererste Konzert vor 30 Jahren miterlebt hat. „Damals in der Frauenkirche ging es ganz unkompliziert zu“, berichtete Albrecht Brunner aus Aurich, heute 91 Jahre alt, „die Leute kamen mit ihren Kinderwagen ins Konzert, wenn die Kleinen laut wurden und sich nicht beruhigen ließen, wurde der Wagen eben wieder rausgeschoben. Anliegen von Peter Wallinger – an den Pulten saßen Schüler und Studenten – war es seinerzeit, klassische Musik in die Familien zu bringen.“

Kinderwagen waren 2014 nicht zu entdecken, und auch sonst hat sich einiges im Orchester getan. Heute vertreten die Musiker den Anspruch, nicht nur mit alter, sondern auch mit „neuer“ Musik möglichst viele Menschen zu erreichen. Der hohe Standard dieses Klangkörpers erfüllt inzwischen jeden professionellen Anspruch. International gefeierte Solisten schätzen die Begleitung der Kammersinfonie und spielen in ihren Konzerten auf.

Das Festkonzert im Uhlandbau kann mit Fug und Recht als eine Sternstunde in der langen musikalischen Geschichte des Hauses bezeichnet werden. Schon der fulminante Beginn mit Beethovens „Egmont-Ouvertüre“ mit triumphalen Klangbildern begeisterte die Zuhörer. Warum aber gerade die Musik zu einem Trauerspiel den Festabend eröffnete, wo es doch Grund zum Jubel gab, bleibt ein Geheimnis der Programmgestalter.

Die Geigerin Ursula Schoch brillierte mit dem Violinkonzert e-moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Ihre Violine erklang mit wunderbar weichem Ton, auch in den hohen Lagen. Auch die zartesten Flageolettöne waren, einfühlsam von den Streichern begleitet, deutlich zu vernehmen. Die Violine bestimmt schon früh im ersten Satz das Thema, das ohne Unterbrechung in den zweiten Satz, das Andante, hinüber leitet, der eingangs die Holzbläser wie aus einer anderen Welt erklingen lässt. Nach rasanten Läufen und wirbelnden Tonfolgen wollte die Künstlerin mit dem dritten Satz, einem Allegro molto vivace, ihren Auftritt beenden, aber der tobende Beifall des Publikums ließ sie nicht gehen. Mit einer Gavotte aus der E-Dur-Partita von Bach, in einer Weise intoniert, dass es ganz still in den Reihen wurde, verabschiedete sie sich.

Schuberts „Unvollendete“, ein Werk, das Musikwissenschaftler noch immer beschäftigt, wurde in einer reifen, sehr berührenden Art aufgeführt. Die beginnenden Bässe stimmen den Zuhörer erwartungsvoll ein, wie ein Spielball werden Themen zwischen Streichern und Bläsern hin und hergeworfen, Kontraste zwischen strahlend hellem Klang und düsterem Dunkel hörbar gemacht.

Auch das Orchester musste sich dem dankbaren Beifall beugen und beschenkte eine glückliche Besucherschar mit einer kleinen Ballettmusik aus „Rosamunde“, ebenfalls von Franz Schubert.

Eva Filitz

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