Mühlacker-Lienzingen. Der Kontrabass gilt wegen seiner Korpulenz und Behäbigkeit als Elefant unter den Musikinstrumenten. Sprichwörtlich ist die musikalische Dickfelligkeit der Bassgeige vielleicht ein Grund, weshalb Solo-Auftritte und Solokonzerte mit ihr selten sind.

Nabil Shehata begeisterte beim „Musikalischen Sommer“. Fotomoment

Der „Musikalische Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche präsentierte jetzt unter dem Motto „Mediterrane Streifzüge“ einen sensationellen Bändiger des widerspenstigen Streichinstruments. Der 1980 geborene Deutsch-Ägypter Nabil Shehata, der als erster Kontrabassist in der Geschichte den ARD-Wettbewerb gewann, zeigte den Konzertbesuchern, was im „Elefanten“ steckt.

Gemeinsam mit der Süddeutschen Kammersinfonie unter der Leitung von Peter Wallinger interpretierte Shehata das Konzert h-Moll für Kontrabass und Orchester von Giovanni Bottesini (1821–1889) und brillierte in den mit atemberaubend rasantem Laufwerk, extremen Sprüngen und delikaten Flageolett-Tänzchen gespickten „Allegro“-Ecksätzen. Ein Wunder ereignete sich im Melodie-seligen „Andante“-Mittelsatz: So elegant schön kann die Bassgeige singen, mit zartem Belcanto-Schmelz in herrlich gebundenen, hohen Bögen und mit einer warmen, samtig weichen Stimme, für die „Sinnlichkeit“ ein untertreibender Ausdruck ist.

Da war natürlich eine Zugabe fällig, die der sympathische Meister mit einer für Kontrabass und Streicher bearbeiteten „Habanera“ von Maurice Ravel gewährte.

Im Strahlenkranz dieses musikalischen Leuchtturms offerierten Wallinger und sein Ensemble weitere Kostbarkeiten. So Gioacchino Rossinis „Sonata per archi“ Nr. 1 in G-Dur mit drei Sätzen und passend dazu Ottorino Respighis III.Suite aus „Antiche Danze ed Arie“ mit ihren farbenreichen, fein ausdifferenzierten italienischen Tänzen. Und dann ein zusätzliches Highlight: die Wiedergabe des Orchesterstücks „La Oración del Torero“ (Das Gebet des Torero) von Joaquín Turina (1882–1949), von andalusischer Leidenschaft befeuert, mit melodisch funkeln-dem Charme.

Eckehard Uhlig

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