Ötisheimer Publikum erlebt die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ mit Gaststar Anne-Sophie Bertrand

Eindrucksvoller Musikabend: In der Ötisheimer Kelter genießt das Publikum eine gut aufgelegte „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ und die virtuos spielende Anne-Sophie Bertrand vom hr-Sinfonieorchester als Gaststar. Foto: Fotomoment

Ötisheim. Ein unterhaltsames Programm haben die Besucher des Konzerts der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ in der voll besetzten historischen Kelter von Ötisheim erlebt. Die gute Stube der Gemeinde weiß Orchesterleiter Peter Wallinger wegen ihrer warmen Akustik sehr zu schätzen. Der Klangkörper des Dirigenten führte Werke von Mozart, Boieldieu und Haydn auf und konnte dabei auf die beeindruckende Solistin Anne-Sophie Bertrand vom Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks an der Harfe zählen.

Neben seinen 41 erhaltenen Sinfonien schrieb Wolfgang Amadeus Mozart unter anderem auch eine Fülle von Divertimenti. Im Jahr 1775 entstand beispielsweise das elfte Divertimento in D-Dur, KV 251. Das Werk umfasst sechs Sätze und sieht die solistische Mitwirkung einer Oboe und zweier Hörner vor. Einen heftig bewegten Anfang ließ Wallinger mit dem einleitenden Allegro molto erklingen, dem ein Menuett in feierlich schreitendem Tempo folgte. Die zarte Melodik auskostend wurde das elegant gespielte Andantino zu einer Delikatesse für die Ohren. Im zweiten Menuett-Satz erhielten die drei Solisten an der Oboe und den Hörnern Gelegenheit, mit ihrem virtuosen Spiel zu bestechen. Vital, burlesk und voller Esprit führte das Orchester das Rondo aus. Mit einem pompös klingenden „Marcia alla francese“ gestalteten die Musiker unter Wallingers anregender Leitung ein bravouröses Finale.

Der französische Komponist Francois-Adrien Boieldieu lebte von 1775 bis 1834 und hatte eigentlich eher mit seinen Opern Erfolg, von denen „Die weiße Dame“ aus dem Jahr 1825 bis heute die bekannteste geblieben ist. Doch er schrieb auch ein Konzert für Harfe und Orchester in C-Dur, das Wallinger für das Konzert in Ötisheim aus einem Notenarchiv ausgegraben hatte. Zur glanzvollen Aufführung dieser musikalischen Rarität gewann er die in Paris geborene und seit dem Jahr 2000 in Frankfurt am Main tätige Harfenvirtuosin Anne-Sophie Bertrand. Die junge Künstlerin vermochte mit der brillanten Interpretation der anspruchsvollen Soli des dreisätzigen Werks zu begeistern. Nach einer längeren Introduktion des Orchesters setzte sie im ersten Satz mit der Bezeichnung „Allegro brillante“ mit herausragender Virtuosität ein und breitete zusammen mit dem feinstimmig und in angemessener Zurückhaltung musizierenden Orchester ein zartes Klanggewebe aus, das in tänzerisch-bewegtem Tempo ausgeführt wurde. Bertrand beglückte mit ihrem feinfühlig-nuanciertem Spiel, das sie auch im nachfolgenden Andante hören ließ, wobei sie die darin lebende verklärte Stimmung mit sanften Klangfolgen hervortreten ließ. Im Rondo entfalteten die Solistin und das Orchester ein leichthin beschwingtes Musizieren, wobei noch einmal die Virtuosität der Harfenistin deutlich wurde, mit der sie bei den Konzertbesuchern langanhaltenden Applaus auslöste. Als Zugabe führte Bertrand das Harfensolo „La Source“ in zart schillernder Farbigkeit auf.

Zu den besonders häufig aufgeführten Sinfonien Joseph Haydns zählt ohne Zweifel die mit dem Beinamen „Abschiedssinfonie“ versehene 45. in fis-moll aus dem Jahr 1772. Die Mitglieder der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ ließen bei der Aufführung dieses Werks zunächst den von ihnen gewohnten sinfonischen Glanz aufleuchten. Im Adagio verbreitete das Orchester melodiösen Wohlklang und interpretierte das Menuett mit Allegretto und Trio elegant, unbeschwert und in verhaltenem Tempo. Doch im Finale kam dann Bewegung in die Reihen der Musiker, denn, und darauf warteten die Kenner des Werks bereits, nach und nach packten sie ihre Instrumente ein und verließen leise das Podium, bis schließlich nur noch zwei Violinisten übrigblieben, die den Satz und damit die Aufführung harmonisch ausklingen ließen. Der in dem Werk wahrzunehmende augenzwinkernde Humor kam glanzvoll zum Ausdruck, überhaupt war auch in diesem Konzert einmal mehr die vollendete und hell schimmernde Klangpracht des Klangkörpers zu erleben. Als Zugabe wurde ein Pizzicato-Stück aus der Ballettmusik „Don Juan“ von Christoph Willibald Gluck dargeboten.

Rudolf Wesner

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