Beim Neujahrskonzert der „sueddeutschen kammersinfonie“ in der Bietigheimer Kelter standen am Sonntag sowohl französische Fabeln als auch ein norwegischer Klagegesang auf dem Programm.

Foto: Martin Kalb

Mit freudigem Applaus bedankten sich die Besucher des traditionellen Neujahrskonzerts der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ am Sonntag in der Bietigheimer Kelter für ein heiteres, im wahrsten Sinne fabelhaftes Programm, das Orchesterleiter Peter Wallinger arrangierte.

Musik und Wort, in diesem Fall waren es Fabeln aus der Feder des französischen Dichters Jean de la Fontaine, der bis 1695 lebte, verbanden sich darin zu einem Gesamtkunstwerk.

Nathalie Cellier und Peter Steiner vom Xenia-Theater in Karlsruhe rezitierten in deutscher und französischer Sprache die originellen, lehrreichen, aber auch amüsanten Fabeln des französischen Dichters. Sie verstanden es, die Texte lebendig vorzutragen.

Passend zur jeweilig dargebotenen Fabel hatte Peter Wallinger für das Konzert mit dem Titel „Voyage fabuleux – eine fabelhafte Reise in Wort und Ton“ Kompositionen aus verschiedenen Epochen ausgewählt, die von den Musikern der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ im gewohnt hell leuchtenden Streicherklang aufgeführt wurden. Auf die Fabel „Das Huhn mit den goldenen Eiern“ folgte zum Beispiel die Komposition „La Poule“, einem Konzert in g-moll von Jean Philippe Rameau, dem französischen Zeitgenossen von Johann Sebastian Bach.

Sehr ernst war der Charakter des Tongedichts für Streichorchester mit dem Titel „Furuenes Sang“, zu Deutsch „Gesang der Tannen“, des 1952 geborenen norwegischen Komponisten Halvor Haug. Er schrieb das elegische, keineswegs leicht zu erfassende Werk im Jahr 1987, als er mit ansehen musste, wie vor den Fenstern seines Hauses ein ganzer Tannenwald gerodet wurde. „Es sind die im Sterben begriffenen Bäume, die den Gedanken hinter dem Werk bilden“, notierte Haug dazu. Das in äußerst verhaltenen Tempi musizierte, noch im tonalen Bereich angesiedelte Stück wirkte düster und weltentrückt und wurde vom Orchester geradezu andachtsvoll, jedoch in warmer, dichter Klangpracht ausgeführt. Davor hörten die Besucher die Fabel „Der Tod und der Holzfäller“.

Nach der heiteren, von dem Sprecherduo ungemein fröhlich und mit dem Gesang eines Chansons aus Paris umrahmten Rezitation der Fabel „Die Grille und die Ameise“ standen zwei Sätze aus „Die Jahreszeiten“, Opus 37a, von Peter Iljitsch Tschaikowsky auf dem Programm, die von der Kammersinfonie bewegt und in vollendetem Streicherglanz dargeboten wurden. Im „Lied der Lerche“ konnte sich Konzertmeisterin Sachiko Kobayashi als feinstimmig musizierende Violinvirtuosin einbringen. Nach der szenischen Darstellung der Fabel „Der Rabe und der Fuchs“ erklang aus dem Tschaikowsky-Zyklus noch ein beschwingt und unbeschwert gespielter Walzer.

Mit einer delikaten, beglückend nuancenreichen Interpretation der Serenade in G-Dur, KV 525, von Wolfgang Amadeus Mozart, weithin bekannt als „Eine kleine Nachtmusik“, schloss das Neujahrskonzert unter lang anhaltendem Beifall.

Dafür hörten die Besucher noch je eine musizierte und gesprochene Zugabe. Nathalie Cellier bekundete ihre Solidarität mit den Opfern des Terroranschlages auf die Zeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris, indem sie erklärte, die Freude über diese kulturelle Veranstaltung widme sie ihnen. Der spontane Applaus ließ erkennen, dass sich die Besucher diesem Gedenken anschlossen.

Rudolf Wesner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert