Ein besserer Ort für ein Kammer- konzert als der idyllische Innenhof des Sachsenheimer Wasserschlos- ses ist kaum vorstellbar. Am Sams- tagabend trat der großartige Klari- nettist Sebastian Manz dort gemein- sam mit der Süddeutschen Kam- mersinfonie Bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger auf und sorgte für begeisterten Jubel.

In Bestform zeigte sich die Süddeutsche Kammersinfonie beim Serenadenkonzert im Sachsenheimer Schlosshof. Foto: Alfred Drossel

Sebastian Manz gilt als einer der besten Klarinettisten der jüngeren Generation. Der 1986 in Hannover geborene Sohn der Pianisten Wolfgang Manz und Julia Goldstein ist auch der Enkel des legendären russischen Geigers Boris Goldstein. Die Musik sog er somit schon mit der Muttermilch auf. Im Laufe der Zeit erreichte er drch hartes Arbeiten und viel Talent einen legendären Ruf als begabter Jungklarinettist.

Das nahezu ausverkaufte Konzert in Sachsenheim begann mit Mozart. Das Divertimento B-Dur KV 137 stimmte sanft und fließend in einen unvergesslichen Sommerabend ein. Die etwa 15 Männer und Frauen des Kammerorchesters waren bestens aufeinander abgestimmt, beherrschten ihre Stücke perfekt und boten zusammen mit ihrem Dirigenten Peter Wallinger, der unter anderem bei Srgiu Gelibidache studiert hatte, eine glanzvolle Hächstleistung.

Beim Klarinettenkonzert B-Dur von Cari Maria von Weber zeigte sich Sebastian Manz, der im Stehen musizierte und dem die Freude beim Spielen des gefühlvollen Stückes ins Gesicht geschrieben stand. Manz musizierte oft mit geschlossenen Augen, konzentriert und voller Leidenschaft. Fröhliche, lebhafte Töne wechselten sich mit sanften und melancholischen Partien ab. Das Orchester harmonierte hervorragend mit dem jungen Klarinettisten und unterstrich sein Können auf ganz besondere Weise.

Othmar Schoecks „Sommernacht“ war ein musikalischer Leckerbissen, den sich die zahlreichen Kammerkonzertfreunde mit Genuss auf der Zunge zergehen ließen. Dem mit Hingabe spielenden Musiker gelang es innerhlab kürzester Zeit, das Publikum weit weg vom Alltag mit auf mit auf ein musikalische Reise zu führen. Felix Mendelssohn Bartholdys Streichersinfonie Nr. 10 h-moll bildete den vorläufigen Abschluss eines Konzerts der Extraklasse. Die Töne erinnerten an Schwalben, die in einer Sommernacht ausschwirrten, um ihresgleichen zu suchen.

Hatte sich das Publikum bis dahin diszipliniert zurückgenommen, so brach nach diesem Stück frenetischer Jubel aus. Berührend zu sehen, wie sich der Dirigent Peter Wallinger und der Klarinettist Sebastian Manz kurz in den Armen lagen. Als Zugabe kamen die Gäste in den genuss von Heinrich Koseg Baermanns Adagio Des-Dur, das für die damals üblichen Klarinetten mit fünf Klappen geschrieben wurde. Heutzutage verfügen die meisten Klarinetten über 24 Klappen. Zunächst schrieb man das Werk wegen der angeblich typischen Klangfarbe Wagner zu und erkannte erst später, dass Baermann es geschrieben hatt. Das wunderschön gespielte Stück endete in einem leisen Ausklang und ließ bei den Zuschauern angenehme Gefühle zurück. Mit einem Werk von Strawinsky wurde das Publikum für den üppigen Applaus belohnt. Impressionen an einen Hirten, der seine Schafe hütet und nebenher die Natur beobachtet, wurden geweckt.

Nach dem Konzert zeigte Sebastian Manz noch Präsenz, lächelte, unterhielt sich mit Musikinteressierten und bewies damit, dass er nicht nur ein hoch talentierter Klarinettist ist, sondern auch ein richtig sympatischer Mensch.

Angelika Tiefenbacher

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