Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim spielt unter der Leitung von Simon Wallinger und mit Tjeerd Top als Solisten.

Beeindruckender Solist mit beeindruckendem Instrument: Tjeerd Top.
Foto: Fotomoment

Mühlacker. Musikalische Raritäten standen am Sonntag im Mittelpunkt des Frühjahrskonzerts der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim im Uhlandbau mit Simon Wallinger am Dirigentenpult.

Ludwig van Beethoven schuf als Zwanzigjähriger ein selten zu hörendes, erstes Violinkonzert in C-Dur, das nur als einsätziges Fragment erhalten ist, das aber als Frühwerk bereits alle charakteristischen Eigenschaften des Komponisten erkennen lässt. Eine brillante Interpretation des Soloparts lieferte Tjeerd Top, Erster Konzertmeister im renommierten Concertgebouw Orchester Amsterdam, auf seiner Stradivarius-Violine aus dem Jahre 1713. Insbesondere die Kantilenen in hoher Lage erklangen auf diesem edlen Instrument in vollendeter Schönheit.

Wie ein langsamer, intimer „Mittelsatz“ erklang im direkten Anschluss die Romanze in F-Dur opus 50 für Violine und Orchester von Beethoven. Ohne Unterbrechung durch Applaus, wie ein heiterer „Schlusssatz“ eines Violinkonzerts, folgte die Polonaise in B-Dur von Franz Schubert. Mit einem Wiegenlied der „Red Hot Chili Peppers“ bedankte sich Tjeerd Top für den reichen Beifall und verblüffte dabei das Publikum mit dem kunstvollen, gleichzeitigen Streichen und Zupfen der Saiten.

Eine weitere Besonderheit war nach der Pause, jetzt ohne Bläser, mit Mieczysław Weinbergs Kammersinfonie Nummer 3 von 1990 zu hören – einem faszinierenden Spätwerk von höchster Expressivität, in dem sich die bewegte Biografie des jüdischen Komponisten eindrucksvoll niederschlägt. Unerhörte Klangwelten eröffnen sich in dem 35-minütigen Werk in reiner Streicherbesetzung. Die Extreme reichen von leisesten Unisono-Passagen an der Hörschwelle bis zu gewaltigen, hochexpressiven Klanggebilden. Doch inmitten dieser bisweilen exzessiv bizarren Klangmassen offenbart sich immer wieder versöhnlicher Schönklang im reinen Streicherton.

Simon Wallinger hat sich mit spürbar großem Engagement dem anspruchsvollen Werk gewidmet und mit den hochmotiviert spielenden Musikern des Orchesters eine beeindruckende Interpretation gemeistert. Ein eher nachdenkliches Menuett von Schubert als Zugabe beschloss den eindrucksvollen Konzertabend. pm

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