Klangintensives Konzert der Reihe MühlackerConcerto

Mit natürlichem, unangestrengtem Spiel: Pianistin Annika Treutler; Foto: Rafael Wallinger

Mühlacker. Ein Mozart-Konzert vom Feinsten erfreute zum zweiten Advent bei der MühlackerConcerto-Reihe im Uhlandbau. Einleitend musizierten unter Peter Wallingers Leitung die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ und die renommierte Pianistin Annika Treutler das Klavierkonzert A-Dur (KV 488) von Wolfgang Amadeus Mozart, das Klassikfreunde wegen seines ausdrucksstarken Charakters schätzen. Besonders, wenn es so lebendig und klangintensiv aufgeführt wird, wie in Mühlacker.

Die anmutigen Melodien des ersten Satzes in A-Dur wurden als Inbegriff Mozart’scher Musik im argumentativen Wechselspiel zwischen Orchester und Solistin entfaltet, die kompositorischen Ideen und markanten Begleitfiguren mit musikalischer Eloquenz herausgearbeitet. Dunkel und tiefschürfend dann das anschließende, schmerzlich-zarte, sehr bedächtig vorgetragene Adagio in fis-Moll, wobei neben der mit hingebungsvoller Empathie spielenden Pianistin im Kern des Satzes die Bläserstimmen (Hörner, Flöte, Klarinetten, Fagotte) beeindruckten. Nach diesen Moll-Abgründen strahlte die mozartantisch-diesseitige Heiterkeit ungebrochen im temperamentvoll wieder-gegebenen Finale um so mehr. Begeisternd das unaffektiert-natürliche, unangestrengte Spiel der Solistin am Flügel, die charmant in einem langen Advents-Glitzerkleid agierte. Treutlers Interpretationsweise neigte eher zur Anmut als zur herausgestellten Bravour und changierte mit geschmeidigem Anschlag je nach Satzcharakter zwischen lyrischer Verinnerlichung und tempobewusst sprühender Spielfreude.

Dass sie die Klaviertasten auch mit hinreißender Virtuosität bedienen kann, stellte sie mit ihrer Zugabe, einem Impromptu von Jean Sibelius, unter Beweis.

Klassik im besten Sinn: die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ unter der Leitung von Peter Wallinger.
Foto: Rafael Wallinger

Als Konzert-Scharnier, auch der Adventszeit geschuldet, fungierte Peteris Vasks „Musica adventus I“. Typisch für den lettischen Komponisten und Pastoren-Sohn gilt nach seinen Worten der Versuch, „aus Schmerz geboren ein Loblied auf Glaube und Liebe zu singen“. Das kurze Orchesterstück wirkte eisblumenkalt mit extrem leise gehauchtem Beginn und allmählichem musikalischen Aufblühen wie eine Illustration des Zitats.

Man sagt, Mozart habe seine Klaviermusik in intimen Momenten für sich selbst geschrieben. Die Sinfonien dagegen waren für publikumswirksame, große öffentliche Aufführungen bestimmt. Sicher auch seine Sinfonie Es-Dur (KV 543), die Wallinger mit seinem Ensemble, jetzt verstärkt durch „lärmende Instrumente“ (Pauken und Trompeten), nach der Pause aufführte. Das war beim Zuhören Klassik im besten Sinn: weder langweilig noch einschüchternd, sondern beglückend. Mit Klarheit und Verve führte der Dirigent durch die Partitur, fügte das vielgestaltige Themen-Material zu sinnfälliger Ganzheit und sorgte für strukturelle Geschlossenheit. Dirigent und Orchester blieben auch Effekten nichts schuldig, überraschende Akzente schnellten immer wieder hervor.

So war beispielsweise im 3. Satz das berühmte Klarinetten-Duo über dudelnder Tanzbegleitung mit seiner gemächlich sich wiegenden Ländler-Seligkeit so schön, dass es – vom Publikum herbeigeklatscht – als Zugabe wiederholt werden musste. Das Neujahrskonzert im Uhlandbau folgt am Sonntag, 14. Januar, 11 Uhr, mit Werken von Dowland, Purcell, Bach und Sibelius.

Autor: Eckehard Uhlig

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