Die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ überzeugt bei ihrem Adventskonzert im Mühlacker Uhlandbau. Als Solistin glänzt die junge Pianistin Annika Treutler, die für ihre Mozart-Interpretation mit Beifall überschüttet wird.

Unter der künstlerischen Leitung von Peter Wallinger gestaltet die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ mit großer Spielfreude einen wunderbaren Konzertabend, der zu einem bereichernden Musikerlebnis wird. Foto: Filitz

Mühlacker. Vor vier Jahrzehnten hat Peter Wallinger die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim gegründet, die unter seiner künstlerischen Leitung zu einem hoch qualifizierten Klangkörper gereift ist. Zum Auftakt der Jubiläumssaison „40 Jahre Kammersinfonie“ fand am Sonntag im Uhlandbau das Adventskonzert statt.

Auf welch hohem Niveau das Ensemble heute musiziert, zeigten einmal mehr die klangprächtigen Interpretationen dieses Konzertabends in der Reihe „MühlackerConcerto“. Auf dem Programm standen Werke von Mozart und des lettischen Komponisten Peteris Vasks. Diese Kombination zwischen Klassik und Moderne fand großen Zuspruch bei den vielen Zuhörerinnen und Zuhörern, die den Saal fast füllten.

Der Beginn mit Mozarts Klavierkonzert Nummer 23 A-Dur KV 488 wurde ein berauschend schöner Höhepunkt. Schon die ersten Takte be- und verzauberten das Publikum. Am Steinway-Flügel saß Annika Treutler, eine der interessantesten jungen deutschen Pianistinnen. Nach ihrem erfolgreich absolvierten Musikstudium errang sie bei nationalen und internationalen Wettbewerben zahlreiche Preise, darunter 2020 den „Opus Klassik“ in der Kategorie „Konzerteinspielung des Jahres“. Gastspiele europaweit, die Zusammenarbeit auch mit internationalen Orchestern und seit 2018 eine Gastprofessur an der Hochschule für Musik in Berlin zeichnen ihre Laufbahn aus.

Von all diesen Meriten strahlte die Künstlerin auch etwas bei ihrem Auftritt im Mühlacker Uhlandbau aus, der dank seiner hervorragenden Akustik auch anspruchsvollem Musizieren genügt.

Das Klavierkonzert Nummer 23 hat Wolfgang Amadeus Mozart neben seiner Arbeit an der Oper „Die Hochzeit des Figaro“ komponiert. Bei genauem Hinhören lassen sich auch taktweise kleine Anklänge daraus im Klavierkonzert entdecken. Mit versierter Technik, dennoch mit hoher Sensibilität und mit tiefer Hingabe an das Werk interpretierte Annika Treutler die in ihrem Aufbau und Inhalt sehr differenzierten drei Sätze Allegro, Adagio und Allegro und wurde auf höchst beeindruckende Weise den Intentionen des Komponisten gerecht.

Vom Publikum für diese Darbietung mit kaum endendem Applaus gefeiert, kündigte Treutler eine Zugabe „aus dem kühlen Norden an, ein Impromptu von Sibelius“. Doch mit viel Herzblut erwärmte sie auch dieses Stück, wie schwere Tropfen fielen die letzten Töne, ehe nach einem Moment der Stille die Künstlerin erneut mit Beifall überschüttet wurde.

Der lettische Komponist Peteris Vasks, geboren 1946, hat eine „Musica Adventus“ geschrieben. Daraus stimmte nun die Kammersinfonie das „Moderato“ an – ein wahres Kontrastprogramm zum eben Gehörten, das wie der Eintritt in eine andere musikalische Welt anmutete. Beginnend mit hauchzarten Flageolett-Tönen, gezupften und mit Bogenholz erzeugten Klängen, folgten wenige warme Basstöne, und erneut wurde gezupft und geklopft… Angespannt hatten die Zuhörer gelauscht und klatschten nun begeistert Beifall. „Die Wiedergabe war beeindruckend, das anfängliche Suchen war eine Hinführung zum Advent, drückte Hoffnung aus, wie auch einige eingefügte Takte eines Weihnachtsliedes deutlich machten“, umriss Zuhörer Ernst Fischer seine Empfindungen.

In der Pause wurde der Flügel beiseite geräumt, denn nun trat die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim in großer Besetzung auf und führte mit Mozarts Sinfonie Es-Dur KV 543 die Besucher mit Pauken und Trompeten zurück zur Klassik. Die 1788, drei Jahre vor seinem Tod komponierte Sinfonie ist in allen drei Sätzen ein Werk voller Gegensätze. Ein Adagio mit einem Paukenschlag als Auftakt, das nach etlichen markanten Klangfolgen in sanfte Gleise führte, um wenige Takte später erneut fortissimo aufzutrumpfen. Die Oboe hatte der Komponist gestrichen, Flöte und zwei Klarinetten dominierten wiederholt, ehe nach Paukenwirbeln die Streicher das Zepter übernahmen.

Wie in einem koketten Frage- und Antwortspiel agierten im zweiten Satz Andante con moto Bläser und Streicher miteinander in unerwartet derbem Stil, als gäbe es etwas zu verteidigen, ehe sich die Klarinetten mit heiteren Klängen Gehör verschafften. Den fulminanten Schlusspunkt setzte im dritten Satz das Menuetto mit einem virtuosen Finale, in dem sich alle Stimmen vereinten. Nur gelegentlich vermochten Moll-Klänge die lichte Es-Dur-Stimmung zu verdunkeln.

Hatten die Musikerinnen und Musiker schon durch ihre einfühlsame Begleitung der Pianistin den Zuhörern einen ersten Eindruck von dem breiten Spektrum ihrer Fähigkeiten vermittelt und mit der Vasks-Interpretation diesen Eindruck noch verstärkt, so schöpfte das Ensemble bei seiner Interpretation der Mozart-Sinfonie alle Facetten des kraft- und machtvollen Musizierens, aber auch des Innehaltens aus. Im Decrescendo ging es zurück zu den Quellen, hinab in emotionale Tiefen. Peter Wallinger wusste mit seinem Dirigat zielgenau die Vorgaben der beiden Komponisten zu vermitteln, und seine Kammersinfonie folgte ihm auch auf den geringsten Fingerzeig.

Der Uhlandbau bebte beinahe unter den Begeisterungsstürmen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Schöner und gelungener, aber auch vielversprechender hätte der Jubiläumsauftakt nicht sein können.

Autorin: Eva Filitz                                                                                                                    

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