Neujahrskonzert der Sueddeutschen Kammersinfonie im Uhlandbau.

Spielen melancholisch eingefärbte Werke: die Sueddeutsche Kammersinfonie und Juliane Brittain (Sopran)
Foto: Fotomoment

Meistens knallen bei Neujahrskonzerten die Sektkorken im Walzer- und Polka-Reigen. Beim traditionell späten Konzert, mit dem die Sueddeutsche Kammersinfonie Bietigheim unter Peter Wallingers Leitung im Mühlacker Uhlandbau das neue Jahr begrüßt, gibt es musikalische Knaller selten, das Schaumgetränk nur während der Pause. Auch heuer präsentierten die Akteure ein sehr intimes Kammerkonzert – hauptsächlich melancholisch eingefärbte Stücke aus der höfisch-fürstlichen Epoche des Barock mit Schwerpunkt um Johann Sebastian Bach. Denn der barocke Großmeister bietet – so führte Maiken Wallinger in Ihren Textbeiträgen aus – gerade in unserer unruhigen Zeit „etwas Wohltuendes, Zufriedenstellendes‘.

Um das fein gegliederte Musikprogramm legte das Ensemble als Rahmen eine Orchesterfassung der schlichten „Aria” aus Bachs Goldberg-Variationen (BWV 988). Meditativ und kontrapunktisch anspruchsvoll musizierte das Kammerensemble Bachs „Ricercare á 6″ aus dem „Musikalischen Opfer” (BWV 1079) nach dem Iegendären Thema, das Friedrich der Große dem Komponisten gestellt hatte. Als reizvollen Grenzfall zwischen Orchester- und solistischer Kammermusik interpretierten sechs Streicher und eine Theorbe-Spielerin Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 6 (BWV 1051). Das solistisch dominierende Bratschen-Paar (Andrea Lamoca Alvarez und Lilia Rubin) jagte sich temperamentvoll im ersten Satz, im Adagio umrankten sich beide Violen in kontemplativen Linien, im finalen Allegro leuchteten virtuose Sechzehntelketten.

Konzerthöhepunkte markierten zwei weitere Solistinnen mit Kompositionen von John Dowland und Henry Purcell. Gemächlich schreitend leitete das Orchester ein, dann sang die in Knittlingen beheimatete Sopranistin Julian Brittain mit berührend dunklem, sanftem Timbre Dowlands berühmtes Lied „Flow My Tears“. Aus vier simplen, im Quartgang absteigenden Tönen entfaltete sich trauernder Trennungsschmerz. Zur zart gezupften Theorbe (mit Lautinistin Barbora Hulcová) interpretierte die Sopranistin zudem Purcels „Music For A While“ und dessen nach Shakespeare komponierte Schauspiel-Lied „If Music Be The Food Of Love“. Zu dieser seelenvollen Stimmung passten Dowlands „Sir John Smith His Almain“ für Laute solo (mit Hulcová) und das neuzeitlich-beschauliche, vom Kammerensemble mit verhaltenem Schönklang wiedergegebene Impromptu op.5 von Jean Sibelius. Auch die Zugabe – „Lascia ch’io pianga” aus „Rinaldo” von Händel mit der Sopranistin und dem Orchester – fügte sich wunderbar in das mit viel Applaus bedachte Matinee Konzert ein.

Autor: Eckehard Uhlig

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