Ursula Schoch im Uhlandbau

Ein Konzert, das in Erinnerung bleibt: Ursula Schoch spielt mit der von Peter Wallinger geleiteten Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim. Fotomoment/Henkel

Mühlacker. Fünf weiche Paukenschläge leiteten das Konzert ein. Dann entfalteten sich die Orchesterstimmen, die Streicher und Bläsergruppen, vom Pauken-Rhythmus-Motiv heimlich durchzogen. Von den Zuhörern mit Spannung erwartet, tritt die Solo-Violine mit großem, lyrisch schönem Ton in den Konzertsatz herein, wendet sich elegant und vermag mit leuchtendem Klang in steigenden Linien zu entschweben.

Die Rede ist von der glanzvollen Aufführung des Beethoven-Violinkonzerts in D-Dur, op. 61, mit dem die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim ein Doppeljubiläum feiert: „40 Jahre Kammersinfonie“ und „20 Jahre Konzerte im Uhlandbau Mühlacker“.

Nach wie vor steht der Gründer des Ensembles, Peter Wallinger (73), gestenreich mit vollem Körpereinsatz am Dirigentenpult. Unter seiner Leitung erneuerte die Kammersinfonie 2004 mit ihrer MühlackerConcerto-Reihe die viele Jahre lang brachliegende, in den 1920er-Jahren begründete großartige Tradition des Uhlandbaus als Klassikkonzertsaal. Oft war die inzwischen zur Konzertmeisterin des Königlichen Concertgebouw Orchesters Amsterdam aufgestiegene Geigerin Ursula Schoch dabei. Sie musizierte bereits 2006 mit dem von ihrem ehemaligen Musiklehrer geleiteten Ensemble das Beethoven-Konzert, das nun mit ihr im Zentrum des Jubiläumsfests steht. Von makelloser Technik und hoher Musikalität muss man bei Schoch nicht sprechen, das ist schiere Selbstverständlichkeit. Sie zaubert mit ausdrucksstarker, gestalterischer Souveränität und künstlerischer Intelligenz in dem selbst für den Komponisten ungewöhnlich ausgreifenden Kopfsatz „Allegro ma non troppo“ traumhafte Melodiebögen von himmlischen Längen, interaktiv getragen vom Orchester-Sound, den Wallinger mit feinfühliger Phrasierung ausstattete. Enge Verschränkungen mit dichtesten Doppelgriffpassagen im Solopart, die höchste geigerische Kraft erfordern, bilden den Schlussstein dieses ersten Satzes.

Im folgenden „Larghetto“ brilliert die Solistin mit herrlichem Diskant-Gesang, der an Vogelstimmen erinnert. Immer wieder sorgt der Dirigent mit seinem Orchester für feinsinnig retardierende Momente vor den Einsätzen der Solo-Violine. Vibrierend dann die (ohne Satzpause) überleitende Attacke zum Finalsatz – ein „Rondo“, in dem Schoch ihre Virtuosität mitreißend ausspielen kann. Auch ihre Kadenzen zeugen davon. Und das Orchester kehrt seine philharmonische Kompetenz hervor und strahlt in jedem Fortissimo. Maestro Wallinger wirkte am Ende erschöpft, aber glücklich.

Vor der sensationellen Beethoven-Interpretation stimmt die Kammersinfonie mit populären Tänzen in den musikalischen Festakt ein. Da gibt es einen Reigen der Klangfacetten und -farben, mit gehörigen rhythmischen Akzenten. Darunter schwungvolle Stücke von Dvorák (aus dessen „Slawischen Tänzen“), den elegischen „Valse triste“ von Sibelius und folkloristisch eingefärbte „Ungarische Tänze“ von Johannes Brahms.

Autor: Eckehard Uhlig

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert