13.05.2025, Mühlacker Tagblatt
Klangfreude, Virtuosität und Leidenschaft
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Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim und Trio Vivente begeistern mit Werken von Grieg, Borodin, Dvořák und Beethoven im Uhlandbau.

Mühlacker. Am Freitagabend wurde der Uhlandbau zur Bühne eines besonderen musikalischen Erlebnisses. Mit einem Frühjahrskonzert feierte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim gemeinsam mit dem Trio Vivente den krönenden Abschluss ihrer Jubiläumssaison „40 Jahre Kammersinfonie“. Veranstaltet vom Förderverein „Mühlacker Klassik e.V.“, bot das Programm den etwa 150 Besucherinnen und Besuchern eine stilistisch vielfältige Reise durch Romantik, Volksnähe und Virtuosität – dargeboten mit beeindruckender Musikalität.
Unter der Leitung von Peter Wallinger entfaltete sich ein Konzertabend voller Leichtigkeit, klanglicher Finesse und musikalischer Poesie. Wallinger führte das Orchester mit präziser Hand und formte das Zusammenspiel zu einer ausdrucksstarken Einheit. Seine klare musikalische Gestaltung half, die Struktur des Konzerts aufzufächern und die klangliche Vielfalt zur Geltung zu bringen.
Bereits vor Konzertbeginn bereitete Dr. Christina Dollinger das Publikum mit einer Einführung auf den Abend vor. Ihre Erläuterungen beleuchteten die verbindenden Motive der ausgewählten Werke – allesamt geprägt von Heiterkeit, tänzerischer Energie und klanglicher Eleganz. Besonders interessant war dabei der Einblick in die künstlerische Entwicklung und die Inspirationsquellen der einzelnen Komponisten.
Edvard Griegs „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ eröffnete das Konzert mit Leichtigkeit und nordischem Charme. Ursprünglich als Hommage an die glücklichen Jahre in seinem Haus Troldhaugen komponiert, fängt das Stück die unbeschwerte Freude eines besonderen Tages ein. Der schwungvolle Beginn, geprägt von tänzerischen Rhythmen und lebendigen Harmonien, vermittelt eine Atmosphäre ausgelassener Feierlichkeit. Im Mittelteil entfaltet sich Griegs feinfühlige Melodieführung, bevor das Werk zu seinem mitreißenden Abschluss zurückkehrt. Diese geschickte Balance zwischen Festlichkeit und Melancholie macht das Stück zu einem ausdrucksstarken Charakterbild. Die Musikerinnen und Musiker der Kammersinfonie interpretierten die Komposition mit stilistischer Präzision und verliehen den tänzerischen Elementen Leichtigkeit: Sie schufen eine warme Klangatmosphäre, die das Publikum in Griegs Erinnerungswelt eintauchen ließ.
Musiker nehmen ihr Publikum mit auf eine klangvolle Reise durch die Steppen Mittelasiens.
Mit Borodins „Steppenskizze aus Mittelasien“ öffnete sich eine weitläufige Klanglandschaft voller sanfter Übergänge und atmosphärischer Tiefe. Das Werk zeichnet die langsame Reise einer Karawane durch die weite Steppe nach, wobei russische und orientalische Musiktraditionen kunstvoll miteinander verflochten werden. Die einprägsame Melodie der Holzbläser, die die Karawanenführer symbolisiert, wird von einer sanften Begleitung in den Streichern getragen, welche die unendliche Weite der Landschaft unterstreicht. Mit fein abgestimmten Phrasierungen führte das Orchester die Zuhörer auf eine eindrucksvolle musikalische Reise. Besonders die feinen Abstufungen in Dynamik und Ausdruckskraft trugen zur intensiven Wirkung der Komposition bei.
Dvořáks „Böhmische Suite“ op. 39 ist eine Hommage an die Volksmusik seiner Heimat und verbindet schlichte Schönheit mit tänzerischer Eleganz. Die fünf Sätze spiegeln die böhmische Landschaft und ihre musikalischen Traditionen wider: mal leichtfüßig und verspielt, mal lyrisch und voller Wärme. Besonders charakteristisch ist Dvořáks feinsinniger Umgang mit Melodien und Rhythmen, die sich lebendig entfalten und eine folkloristische Atmosphäre schaffen. Er kombiniert volkstümliche Tänze mit klassischen Formen und verleiht ihnen eine raffinierte Orchestrierung, die die einzelnen Instrumentengruppen harmonisch miteinander verwebt. Die Suite fängt die Essenz böhmischer Musik mit natürlichem Fluss und musikalischer Ausdruckskraft ein. Das Orchester setzte diese feinen stilistischen Nuancen gekonnt um und schuf ein lebendiges Klangbild.
Nach der Pause erklang Ludwig van Beethovens Tripelkonzert C-Dur op. 56, ein selten aufgeführtes Werk mit einer ungewöhnlichen Besetzung. Beethoven kombiniert hier Violine, Violoncello und Klavier zu einem gleichberechtigten solistischen Trio, das in intensivem Austausch mit dem Orchester steht. Die Komposition zeichnet sich durch ihre feinsinnige Verzahnung der Soloinstrumente aus, wodurch ein facettenreicher musikalischer Dialog entsteht.
Das Trio Vivente – bestehend aus Anne Katharina Schreiber (Violine), Kristin von der Goltz (Violoncello) und Jutta Ernst (Klavier) – überzeugte mit präziser Abstimmung und tiefem musikalischem Verständnis. Vom ersten Einsatz an wirkte ihr Zusammenspiel harmonisch und geschmeidig, jede Stimme wurde klar herausgearbeitet, ohne das Gesamtbild aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das Orchester spielte dabei nur im ersten Satz (Allegro) eine tragende Rolle. Im Largo des zweiten Satzes zeigte sich die lyrische Tiefe des Werkes, und im abschließenden Rondo alla polacca brachte das Trio Vivente die Virtuosität und das tänzerische Moment des Werkes zur Geltung. Lebhafte Rhythmen und dynamische Akzente sorgten für eine mitreißende Interpretation, die den festlichen Charakter des Satzes unterstrich. Beethoven verbindet hier klassische Eleganz mit spielerischer Leichtigkeit.
Das Publikum zeigte seine Begeisterung für einen rundum gelungenen Konzertabend mit langanhaltendem Applaus und Beifallsrufen. Besonders herzlich wurde das Trio Vivente gefeiert, dessen fein abgestimmte Interpretation und Bühnenpräsenz beeindruckte. Mit einer besonderen Zugabe – Beethovens erstem Klaviertrio – verabschiedete es sich vom Publikum und setzten einen stimmungsvollen Schlussakzent.
Autor: Manfred Müller
12.05.2025, Ludwigsburger Kreiszeitung
Umjubelter Höhepunkt der Saison
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Die Frühjahrskonzerte der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim begeistern mit einem originellen Programm, das die Handschrift des Orchestergründers und -leiters Peter Wallinger trägt. Den Höhepunkt markierte Beethovens „Tripelkonzert“ mit dem Trio Vivente.

11.05.2025, Bietigheimer Zeitung
Leichtfüßig mit großer Virtuosität
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Die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim und das Trio Vivente spielten ihr Frühjahrskonzert im Kronenzentrum.

Was vor 40 Jahren als kleines Studentenorchester begann, hat sich längst zu einem qualitativ hochwertigen Bestandteil der Kultur Baden-Württembergs entwickelt: Die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim spielte am Wochenende ihr Frühjahrskonzert zum Stadtjubiläum 2025 im Kronenzentrum und die zusätzlich eingeladenen Solistinnen des renommierten Trio Vivente sorgten ebenso wie die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim für begeisterten Applaus im Publikum.
Bei Konzertbeginn waren die Plätze im großen Saal des Kronenzentrums leider nur zu gut einem Drittel besetzt. Im Foyer wurde vorab schon gemunkelt, dass aufgrund des sonnig warmen Wetters die Leute wohl lieber ihren Grill angeworfen hätten, als sich dem musikalischen Genuss hinzugeben: „Die verpassen wirklich etwas“, konnte man die mahnende Stimme einer Dame vernehmen und sie sollte Recht behalten. Das obligatorische Einstimmen auf der Bühne ging sehr schnell vonstatten. Schon betrat der Dirigent und Künstlerische Leiter der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim Peter Wallinger sein Pult. Mit gebührendem Applaus wurde er begrüßt und hob alsdann seinen Taktstock.
Augenblicklich wurde es volkstümlich auf der Bühne, denn bis zur Pause standen die Werke dreier Zeitgenossen auf dem Programm: Edvard Grieg, Alexander Borodin und Antonin Dvorák. Sie alle lebten im 19. Jahrhundert, der musikalischen Epoche der Romantik mit ihrer erweiterten Harmonik, überraschenden Akkordverbindungen, einer Dynamik mit feinsten Abstufungen und dem immer wiederkehrenden Merkmal der Tonmalerei. Und sie alle drei verwoben gern die Volksmusik ihrer Länder in ihren Kompositionen.
Ein rauschendes Fest
Eine fröhliche kleine Melodie eröffnete Edvard Griegs „Hochzeitstag auf Troldhaugen“, ein eigentlich für Klavier geschriebenes lyrisches Stück. Den Namen Troldhaugen trug seine eigene, ländlich gelegene Villa und das vom tänzerischen Schwung geprägte dreiteilige Werk gilt als Andenken an die Silberne Hochzeit des Ehepaares Grieg. Ein schwärmerisches Legato, der liebliche Einsatz der Bläser sowie perfekt akzentuierte Klangbögen: Die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim überzeugte vom ersten Ton an mit ihrer formvollendeten Durchhörbarkeit und dem strahlenden Orchesterklang. Peter Wallinger dirigierte mit kleinsten Bewegungen, um anschließend antreibende große Bögen zu beschreiben – sein Orchester folgte ihm stets leichtfüßig voller Spielfreude sowie mit größter Virtuosität.
In das Verklingen des Schlussakkords mischte sich bereits der begeisterte Applaus des Publikums und auch das zweite Stück des Abends, Alexander Borodins „Steppenskizze aus Mittelasien“ wurde vom Klangkörper seelentief nachempfunden und wunderbar warm klingend intoniert. Dieser Hörgenuss setzte sich mit Antonín Dvoráks Böhmischer Suite weiter fort. Auch hier überzeugte die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim mit ihren begnadeten leidenschaftlichen Musikerinnen und Musikern: Ob leise expressive Töne im Praeludium, temperamentvolle in der Polka, oder ausdifferenzierte kraftvolle im Furiant – immer aufs Neue faszinierte die exzellente Durchhörbarkeit des Klangkörpers.
Trialog der Extraklasse
Nach der Pause dominierte ein großer schwarzer Flügel die Bühne, denn auf dem Programm stand Ludwig van Beethovens dreisätziges „Tripelkonzert“ für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester in C-Dur. Dazu eingeladen war das hochkarätig besetzte Trio Vivente mit Anne Katharina Schreiber an der Violine, Kristin von der Goltz am Violoncello und Jutta Ernst am Klavier. Klare präzise Töne in der Eröffnung der Streicher, mit Einsetzen des Violoncellos hielt sich die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim im Hintergrund, während Geige und schließlich Klavier erklangen.
Der Trialog der Instrumente bestach durch seine Hingabe gepaart mit höchster Ausdruckskraft. Anne Katharina Schreiber, Kristin von der Goltz und Jutta Ernst brillierten und begeisterten neben ihrer technischen Perfektion mit ihrer emotionalen Musizierweise und strahlenden Klangsubstanz ausnahmslos alle im Saal. Erst nach lang anhaltendem Beifall und nicht ohne Zugabe wurden sie schließlich von der Bühne gelassen.
Autorin: Helga Spannhake
weniger15.01.2025, Vaihinger Kreiszeitung
„Mühlacker Concerto“ begeistert mit musikalischer Europareise
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Das Neujahrskonzert der „Mühlacker Concerto“ unter der Leitung von Peter Wallinger in der historischen Kelter Ötisheim überzeugt nicht nur mit Musik, sondern auch mit tiefgründiger Lyrik. Ohne Zugabe lässt das Publikum die Akteure nicht gehen.

Ötisheim. Zum 20. Mal hat Peter Wallinger, Künstlerischer Leiter und Dirigent der Sueddeutschen Kammersinfonie Bietigheim, zum Neujahrskonzert der „Mühlacker Concerto“ eingeladen; eine Konzertreihe, die er 2005 ins Leben gerufen hat. Da der Mühlacker Uhlandbau…
weniger13.01.2025, Mühlacker Tagblatt
Gefühl trifft Geist beim Neujahrskonzert
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Die Klassikreihe „Mühlacker Concerto“ beginnt das neue Jahr mit einem exzellenten Konzert der Süddeutschen Kammersinfonie. Das Publikum in der voll besetzten historischen Kelter in Ötisheim bejubelt den Weltklasse-Cellisten Mikael Samsonov.

Ötisheim. Vernunft und Gefühl schließen einander aus, lehrte der französische Denker René Descartes, denn klug handele ein Mensch nur dann, wenn er sich nicht von Emotionen beeinflussen lässt. Dies mag vielleicht für Naturwissenschaften zutreffen, aber wer versucht, die Künste mit der Kraft des messerscharfen Verstandes zu ergreifen, kommt nicht weit. Leib, Seele und Geist, Bauch und Kopf bilden vielmehr ein perfektes Ensemble, das uns Menschen von allen anderen Geschöpfen unterscheidet. Dass Geist und Gefühl eine innige Allianz eingehen und sich gegenseitig bereichern können, durften die zahlreichen Besucherinnen und Besucher des Neujahrskonzertes der Reihe „Mühlacker Concerto“ am Sonntagvormittag in der Historischen Kelter Ötisheim in beeindruckender Weise erleben. Auf dem Programm mit der vielsagenden Überschrift „GrenzenLos – LebensWert“ standen Werke aus der Zeit der Romantik. Der Sprecher Martin Stolz rezitierte intermittierend Gedichte von Hilde Domin.
Wer die Programmzusammenstellungen des „Spiritus Rector“ der Reihe, Peter Wallinger, über die Jahre verfolgt hat, weiß, wie viele Gedanken er sich macht, wie sorgsam er abwägt und schließlich Werk-Abfolgen findet, die sinnhafter und klüger kaum sein könnten. Das Konzert am Sonntagmorgen begann slawisch mit der Suite für Streichorchester von Leoš Janáček – und endete slawisch mit zwei Juwelen der Literatur für Violoncello und Orchester von Peter Tschaikowsky: den Rokokovariationen und dem Nocturne aus dem Jahr 1888. Dazwischen standen zwei Miniaturen von Anton Webern und zwei Stücke der skandinavischen Komponisten Jean Sibelius und Edvard Grieg. Martin Stolz trug dazu Verse der deutsch-jüdischen Dichterin Hilde Domin (1909-2006) vor. Ihre Miniaturen sind lebensbejahende und durchaus mutige Impulse zur Freiheit der Entscheidung.
Leoš Janáčeks (1854-1928) einfallsreiche „Suite“ vereinigt tänzerische Leichtigkeit mit anrührenden Kantilenen und der typisch slawischen Schwermut. Dem 16-köpfigen Ensemble gelingt eine sorgfältige, sensible Wiedergabe. Anton Webern (1883-1945) haftet noch heute das Urteil seiner Zeitgenossen an, seine Musik sei zu konstruiert, zu intellektuell und unschön. Doch wer sich ohne Vorbehalte und innere Widerstände auf sie einlässt, wird in Wahrheit reich belohnt. Der Finne Jean Sibelius (1865-1957) beschreibt – anders als sein norwegischer Kollege Edvard Grieg (1843-1907) – nicht die Landschaft und Natur Skandinaviens, er erzählt Geschichten. Mit der Konzertmeisterin der Süddeutschen Kammersinfonie, Sachiko Kobayashi, erklingt Sibelius’ beredte Humoreske IV in warmem und lyrischem Ton. Danach Griegs hochdynamisches Frühlingssehnen „Våren“. Auch bei einer Wiedergabe der höchst virtuosen Rokoko-Variationen von Peter Tschaikowsky (1840-1893) finden Geist und Emotion zu einer beeindruckenden Symbiose zusammen.
Der belarussische, vielfach ausgezeichnete Cellist Mikael Samsonov spielt Cello, so wie andere Leute spazieren gehen. Seine Technik ist atemberaubend und voll sprühender Leichtigkeit, sein Ton und sein Gespür für Form und Struktur sind vollendet. Die Variationen-Folge über ein Thema im Stil des 18. Jahrhunderts ist ein feines, bezauberndes Kammerspiel zwischen der Solostimme, die dem Interpreten musikalisch alles abverlangt, und einem raffiniert durchkomponierten Orchestersatz. Sie gehört zum Schönsten, was die Celloliteratur überhaupt zu bieten hat. Das Publikum zeigte sich fasziniert von der hohen Kunst des Flageolett-Spiels des Belarussen und applaudierte zur Unzeit, mitten in einer Phrase – woraufhin Samsonov, vollkommen zurecht, energisch-abweisend reagiert. Er bewältigte die aberwitzig schwere Stretta am Ende mit einer Leichtigkeit, die fast an Zauberei glauben lässt.
Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim mit ihren vielen sehr jungen Musikerinnen und Musikern hinterlässt den besten Eindruck. Noch über ein Zugabe-Stück von Ennio Morricone hinweg klingen die Worte Hilde Domins nach: „Weil ein neuer Anfang möglich ist: Wer den ersten Schritt in die Zukunft wagt, dem sei gesagt: Fürchte dich nicht, es blüht hinter uns her.“
Autor: Dr. Dietmar Bastian
weniger13.01.2025, Pforzheimer Zeitung
Feiner Luxusklang bei Peter Wallingers Neujahrskonzert
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Kammersinfonie Bietigheim brilliert mit Solocellist Mikael Samsonov in historischer Kelter in Ötisheim.

Ötisheim. Das nächtliche Böllern und Korkenknallen ist vorüber, die Neujahrskonzerte mit ihrem vom Radetzkymarsch bekrönten Walzer- und Polkareigen auch. Bei dem diesmal von Texten der Lyrikerin Hilde Domin traditionell literarisch bereicherten, gewissermaßen alternativen Neujahrskonzert, das Peter Wallingers „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ vor begeistertem Publikum in der Historischen Kelter Ötisheim veranstaltete, war ein Cello-Solist angekündigt. Mit dem Auftritt von Mikael Samsonov konnte freilich ein musikalisches Ereignis gefeiert werden.
Cello-Solist Mikael Samsonov begeistert
In seiner Interpretation von Peter Tschaikowskys Rokoko-Variationen (op.33) zog der Solist alle Register der Virtuosität, brillierte mit sinnlich lyrischem Ton, gleitete in heiklen Glissandi zu höchsten Flageolett-Höhen oder musizierte spannungsgeladen und vibratosatt mit sonor samtigem Bass.
In der ersten von insgesamt sieben Veränderungen wurde die Ausgangsmelodie markant vorgestellt. Dann folgte in den durch Orchesterzwischenspiele miteinander verbundenen sechs weiteren Variationen ein technisch atemberaubendes Feuerwerk musikantischer Figurationen – ein artikulatorisch und dynamisch fein differenzierter Luxusklang.

Technische Brillanz und romantischer Zauber
In der dritten Variante spielte Samsonov ausladend romantisch, in der vierten temperamentvoll tänzerisch. In der fünften triumphierte das Solocello mit einer meisterlichen Kadenz. Ähnliches wiederholte sich mit der Aufführung von Tschaikowskys „Nocturne für Violoncello und Orchester“, wobei Samsonov in beiden ohne Dirigent präsentierten Werken auch als leitender Konzertmeister fungierte.
Literarische Reflexion
Mit seiner fabelhaften Streicher-Truppe, in der mehrere neue Gesichter zu sehen waren, interpretierte Peter Wallinger vor der Konzertpause eine aufs Genaueste mit den Domin-Texten abgestimmte Folge meist heiterer Konzertstücke. Energisch der Auftakt zum aufblühenden Moderato in Leoš Janáčeks Suite für Streichorchester. Es folgte ein zartes Adagio ohne die Streicherbässe, ein folkloristisch gefärbtes Andante con moto, dann das attackierende Presto, ein langsames Adagio mit solistischem Cello-Gesang und abschließend das sehr lebendige Finale.
Poetische Klangbilder
Zum meditativen Innehalten, das von Domin-Versen angeregt wurde, führten zwei kontrastreiche Stücke aus Anton Weberns „Fünf Sätze“ (op.5). Besonders intensiv gelangen die Übergänge von Sprache und Musik mit Domins Verszeile „Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug“ und Jean Sibelius‘ „Humoreske IV“ (op. 89b) für (die von Sachiko Kobayashi gespielte) Solovioline und Orchester. Das Gedicht „Nur eine Rose“ führte zu Edvard Griegs melodienseligem Orchesterstück „Varen“ (Letzter Frühling) op.34.
Hilde Domins lyrisches Meisterwerk „Es blüht hinter uns her“, das der kunstvoll vortragende Sprecher Martin Stolz zwischen die beiden Tschaikowsky-Cellokompositionen einfügte, fasste alle Freude am Heiteren und Schönen zusammen. Wäre die Neujahrspolitik in unserem Land so freundlich wie diese Neujahrs-Kunstmatinee in der einladenden Kelter, müsste man sich um das neue Jahr keine Sorgen machen.
Autor: Eckehard Uhlig
weniger12.01.2025, Ludwigsburger Kreiszeitung
Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim: Mit spannungsknisterndem Ensembleklang
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Unter dem Motto „GrenzenLos – LebensWert“ fanden die Neujahrskonzerte der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim am Wochenende statt.

Autor: Harry Schmidt
weniger09.01.2025, Ludwigsburger Kreiszeitung
Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim: Mit „heller Energie“ ins neue Jahr
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Für die diesjährigen Neujahrskonzerte der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim hat Dirigent Peter Wallinger den belarussischen Cellovirtuosen Mikael Samsonov verpflichtet. Den roten Faden durchs Programm bildet die Lyrik von Hilde Domin.

Autor: Harry Schmidt
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